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Klaus Huber ist gestorben

Klaus Huber ist gestorben

Der gebürtige Schweizer Klaus Huber ist letzten Montag, den 02. Oktober 2017, im Alter von 92 Jahren in Perugia gestorben. Er zählte zu den bedeutendsten Komponisten der Gegenwart und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Ernst von Siemens Musikpreis und der Musikpreis Salzburg. Neben seiner kompositorischen Arbeit war er als Professor in Basel und in Freiburg im Breisgau tätig, zu seinen Schülern zählten zahlreiche bedeutende Komponisten, darunter Wolfgang Rihm, Brian Ferneyhough, Toshio Hosokawa, Kaija Saariaho und seine spätere Frau, Younghi Pagh-Paan. Zuletzt lebte Klaus Huber in Bremen und Panicale (Italien).

Klaus Huber hat als Komponist voll moralischer, künstlerischer und ästhetischer Überzeugungen die Entwicklung der Neuen Musik schöpferisch mitgestaltet. Seine musikalische Weit- und Weltsicht, seine künstlerische Offenheit, die Dichte seiner Kompositionen und die Vielfalt seines Schaffens hat nicht nur seine Schülerinnen und Schüler und unzählige Komponistinnen und Komponisten geprägt, sondern auch das Profil des Ricordi-Verlages maßgeblich beeinflusst. Wir verlieren in ihm einen großartigen Menschen und Musiker, einen Denker, einen leidenschaftlichen Pädagogen und eine unerschöpfliche Inspirationsquelle.




Klaus Huber wurde 1924 in Bern geboren und studierte Geige und Komposition am Musikkonservatorium in Zürich. 1955 ging er nach Berlin und setzte sein Kompositionsstudium bei Boris Blacher fort. 1959 erlangte er mit der Kammerkantate Des Engels Anredung an die Seele seinen internationalen Durchbruch. Es folgte eine mehr als 60-jährige Schaffensphase, in der er sein kompositorisches Denken immer wieder tiefgreifenden Revisionen unterzog, stets nach neuen Anregungen suchte und seinen Stil kontinuierlich weiterentwickelte. In seinen Kompositionen beschäftigte er sich unter anderem mit der asiatischen und lateinamerikanischen Kultur. Insbesondere sein Spätwerk ist durch den Einsatz von Mikrotonalität und die Aneignung des arabischen Tonsystems geprägt. 

Klaus Huber verstand sich selbst als politischen Komponisten, in seinen Werken thematisierte er häufig philosophische, religiöse und gesellschaftliche Fragen. Der Konflikt zwischen Individuum und Kollektiv, zwischen humaner Vision und menschenfeindlicher Macht stand im Fokus seines Schaffens. 

Das gesamte Ricordi-Team ist in Gedanken bei Klaus Hubers Familie und Younghi Pagh-Paan.

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AUSGEWÄHLTE WERKE


Schwarzerde (1997-2001)
Bühnenwerk in neun Sequenzen
Text: Michael Schindhelm in Zusammenarbeit mit Klaus Huber, basierend auf Gedichten und Prosatexten von Ossip Mandelstam
Uraufführung: 3.11.2001, Basel
Dauer: abendfüllend
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Die Erde dreht sich auf den Hörnern eines Stieres (1992/93)
Assemblage für vier arabische und zwei europäische Musiker und Tonband
Text: Mahmud Doulatabadi (persisch, arabisch, französisch, deutsch)
Uraufführung: 22.4.1994, Witten
Dauer: 38'
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Die Seele muss vom Reittier steigen... (2002)  
für Violoncello solo, Baryton solo, Contratenor (oder Alt) und 37 Instrumentalisten
Text: mit Fragmenten eines Gedichtes von Mahmoud Darwish
Uraufführung: 20.10.2002, Donaueschingen
Dauer: 39'
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Erniedrigt – Geknechtet – Verlassen – Verachtet... (1975/78-1983)  
für Soli, Chor und Orchester
Text: Ernesto Cardenal, George Jackson, Carolina de Jesús, Prophet Jesaja
Uraufführung: 14.10.1983, Donaueschingen
Dauer: 67'
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Intarsi (1993/94)  
In memoriam Witold Lutoslawski
Kammerkonzert für Klavier und siebzehn Instrumentalisten
Uraufführung: 22.8.1994, Luzern
Dauer: 20'
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Protuberanzen (successive version) (1985/86)
Drei kleine Stücke für Orchester
I. Die Enge des Marktes; II. Implosion; III. Stäubchen aus Licht
Uraufführung: 06.04.1986, Hamburg
Dauer: 10'
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Quod est pax? - Vers la raison du coeur... (2006/07)  
für Orchester mit fünf Solostimmen und eine arabische Perkussion
Text: Jacques Derrida, Octavio Paz, Klaus Huber
Uraufführung: 23.9.2007, Warschau
Dauer: 23'
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