Alexander Zemlinsky: Der Traumgörge

Zemlinsky Traumgoerge Kritische Edition von Ricordi

Herausgegeben von Antony Beaumont

Oper in zwei Akten und einem Nachspiel
Libretto: Leo Feld (auf Deutsch)
Uraufführung: 11.10.1980, Nürnberg


„Der Traumgörge steht im Zentrum von Zemlinskys Schaffen als das eine Werk, das einen Schlüssel zu all seinen anderen bietet.“
—Antony Beaumont

Inhalt

Der Müller will, dass seine Tochter Grete ihren Cousin Görge heiratet, um die Mühle zu übernehmen. Doch Görge, ein zurückgezogener Träumer und Bücherwurm, bleibt für Grete unerreichbar. Kurz vor ihrer Verlobung kehrt Hans, Gretes frühere Liebe, vom Militärdienst zurück und macht ihr einen Heiratsantrag. Görge erklärt: „Märchen müssen lebendig werden“, und er macht sich auf die Suche nach der Frau seiner Träume. Drei Jahre später lebt er mittellos und desillusioniert in einem anderen Dorf. Mitleid hat er nur mit den Ausgestoßenen der Gesellschaft, darunter Gertraud, die der Hexerei und Brandstiftung verdächtigt wird. Die Bauern planen einen Aufstand und wollen, dass der wortgewandte Görge ihr Wortführer wird. Gertraud denkt an Selbstmord, um Görge nicht im Weg zu stehen, doch er verteidigt sie gegen die Angriffe der Dorfbewohner. Das Paar flieht in Görges Heimatdorf. Er übernimmt die Mühle und erkennt schließlich, dass sich sein Traum erfüllt hat: In Gertraud hat er die Prinzessin gefunden, die ihm einst in seinen Träumen erschienen ist.

Hintergrund

Bald nachdem Zemlinsky Alma Mahlers Lehrer geworden war, fanden sich die beiden in einer glühenden, wenn auch gequälten Liebesbeziehung wieder, während derer Zemlinsky an sie schrieb: „Ich suche Material für eine Oper, in der Sie die weibliche Hauptrolle spielen sollen.“ Mit dem Dichter Leo Field begann Zemlinsky im Sommer 1903 die Arbeit am Libretto. Die Uraufführung war für den 4. Oktober 1907 angesetzt. Dann, in der dritten Probenwoche, kam das Unglück: Mahler hatte den Kaiser gebeten, ihn aus seinem Vertrag als Direktor der Hofoper zu entlassen. Eine der ersten Amtshandlungen seines Nachfolgers Felix Weingartner war es, den Traumgörge ganz abzusagen. Die Partitur verschwand im Keller der Hofoper, in dem sie siebzig Jahre lang unbeachtet und vergessen lag. Erst 1980 durfte sie in Nürnberg das Licht der Bühne erblicken.


Kritische Edition

  • 114 Jahre nach der geplanten Uraufführung an der Wiener Hofoper, die nach Gustav Mahlers Demissionierung abgesagt wurde, erscheint die Traumgörge-Partitur endlich im Druck.
  • Das neue Material steht inhaltlich im Einklang mit der 1907 erschienenen dritten Ausgabe des Klavierauszugs.
  • Das Werk steht historisch wie ästhetisch am Mittelpunkt von Zemlinskys Gesamtschaffen.
  • Nirgends gewährt der Komponist tieferen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt seiner Zeit als in der Partitur des Traumgörge.

Konzertempfehlungen

1. Akt, 6. Szene, Arie Görge Wer das verstünd'
T - 4.3.3.3 - 4.3.4.1 - timp.perc - cel.2hp - str 
4‘

Drei Bruchstücke aus MALVA, Opernfragment (1912)
S.T.Bar - Chr (A.T)
3.3.3.3 - 4.3.4.1 - timp.perc - cel.hp - str 
35‘