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Uraufführung von Francesconis Duende: Interview mit Leila Josefowicz

Uraufführung von Francesconis Duende: Interview mit Leila Josefowicz

Luca Francesconi hat ein Violinkonzert mit dem Namen Duende, The Dark Note für Leila Josefowicz komponiert. Wir sprachen mit der Interpretin über das neue Werk und über die Zusammenarbeit mit dem Komponisten.

Ihr künstlerischer Schwerpunkt liegt auf der zeitgenössischen Musik. Was ist der Grund dafür? 
Ich konnte mich schon immer für zeitgenössische Musik begeistern -  oder zumindest für das, was ich für zeitgenössisch gehalten habe. Das Unkonventionelle und Nicht-Traditionelle fasziniert mich, was vermutlich mit meiner ziemlich konservativen Ausbildung zusammenhängt, bei der das große Standardrepertoire mit den Interpretationen der Altmeister im Fokus stand. Dazu zählte auch das Vergleichen verschiedener Einspielungen, was ich immer noch mache, aber wovor ich auch flüchten möchte.

Ich möchte hingegen Musik spielen, die die Zuhörer auf eine sehr persönliche und spontane Art und Weise berührt, sodass sie die Musik intensiv im jeweiligen Moment wahrnehmen können –  ohne dabei durch Vorwissen um das Stück und andere Interpretationen belastet zu sein. 

Wenn es sich um ein zeitgenössisches Werk handelt, das man vielleicht zuvor schon einmal gehört hat, bedeutet Zuhören das Erschließen einer neuen Welt, da jeder Komponist seine eigene musikalische Sprache hat. Wenn man dabei das Gefühl hat, nicht jede Note oder Geste zu verstehen, braucht man sich keine Sorgen zu machen. Denn man erlebt ein Mysterium, das man vielleicht mit der Zeit und mit mehrmaligem Hören erschließt. 

Wie haben Sie Luca Francesconi kennen gelernt? Was war ihr erster Eindruck, als Sie seine Musik hörten? Gibt es etwas, dass Sie an seiner Musik besonders mögen?
Ich lernte Luca Francesconi durch meine liebe Freundin Susanna Mälkki kennen. Es war von Anfang an eine großartige Zusammenarbeit, wir verstanden uns sofort und wurden sehr gute Freunde. Wir erkannten, dass wir beide Duende besitzen, etwas, das nicht erlernt werden kann…. Wir wussten, dass wir es mit der Welt teilen können, er durch seine Kompositionen, und ich als Interpretin und musikalische Vermittlerin. Ich bewundere seine unglaubliche musikalische Vorstellungskraft, seine Partituren explodieren vor lauter Farbe und Drama. Mir wird dabei bewusst, dass wir nur wenig in unserem Leben rational kontrollieren können. Eine Partitur in der Intensität und Gründlichkeit einzustudieren, wie ich es tue, ist ein sehr rationaler Prozess. Der Spaß beginnt erst dann, wenn ich loslassen kann und mein Empfinden überhandnimmt und sich mit meinen Kenntnissen über das Stück vereint. 

Ich habe gelesen, dass Esa Pekka-Salonen und Sie über das Violinkonzert, das er für Sie geschrieben hat, via Skype kommuniziert haben. Wie ist der Arbeitsablauf, wenn man mit Francesconi arbeitet? 
Wir hatten viele Skype-Gespräche und persönliche Treffen, in denen ich die viele unterschiedliche Spieltechniken ausprobiert habe. Wir sprachen über die Idee des Stückes, ein Austritt aus unserer Musikgeschichte zu sein, welcher unser inneres Feuer und unsere Vergangenheit beinhaltet, die uns in die Gegenwart gebracht haben. 

Macht es für Sie einen Unterschied, wenn Sie den Komponisten eines Stücks kennen?
Zu wissen, wer das Stück für mich schreibt, ist ein enormer Vorteil, und ich kann es mir gar nicht anders vorstellen. Das ist für mich genauso wichtig wie die Partitur selbst, und da ich bei Interaktionen sehr intuitiv und sensibel bin, ist es umso wichtiger für mich. Der Kontakt zu den Komponisten ist einer der Hauptgründe, warum ich mich mit Neuer Musik beschäftige. 

Die Uraufführung von Duende findet am 20. und 21. Februar 2014 mit Susanna Mälkki und dem Swedisch Radio Symphony Orchestra in Stockholm statt. Eine weitere Aufführung folgt am 02. Mai 2014 in Turin.



Foto: J. Henry Fair