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Gérard Zinsstag: neue Werke bei Ricordi Berlin

Gérard Zinsstag: neue Werke bei Ricordi Berlin

Ricordi Berlin freut sich über die Inverlagnahme acht neuer Werke von Gérard Zinsstag, und setzt damit das längjährige Vertragsverhältnis und das Vertrauen in den 1941 in Genf geborenen Komponisten fort.

Ein Gelehrter, ein Feingeist: Gérard Zinsstag denkt Musik nie in nur abstrakter Weise, sondern vermittelt immer eine Botschaft. Oft bedient er sich dabei der Poesie alter Meister wie Petrarca oder befreundeter Zeitgenossen wie Jean-Claude Meffre. Genauso oft verlässt er sich aber auch auf die reine Poesie des Klangs, durchzogen von Einflüssen des Sufismus (Tahir), Eindrücken, die er bei seinen Fernreisen, z.B. nach Indien, gewonnen hat oder antiken Mythen (Gilgamesh).

Klassische Titel wie Ricercari oder Partita führen dabei leicht in die Irre. Hier ist nichts Neobarockes zu finden. Wie auch in anderen Werken bietet allenfalls die Form einen klassischen Bezug, in deren Gerüst sich der Komponist frei entfalten kann. Katharine Lips geht gar bis ins Mittelalter in die Zeit der Hexenververbrennungen zurück. 

Seine humorvolle Seite kommt bei der Oper Ubu Cocu zum Vorschein, wo er dem dadaistischen Stil Alfred Jarrys mit seiner von Zitaten durchzogenen Komposition ein perfektes Ebenebild verschafft. 

Eine sehr enge Freundschaft verband ihn mit dem nur fünf Jahre jüngeren Gérard Grisey, mit dem er sich in engem künstlerischen Austausch befand. Beide gehörten zum Darmstädter Kreis um Stockhausen, Lachenmann, Ligeti, doch liessen sich nur begrenzt von existierenden Dogmen beeinflussen. Auch heute noch spielt Grisey für Zinsstag als Textdichter (Empreintes) oder als Inspiration (V. Satz der Partita: Spettri: Dans l’ombre de Grisey) eine Rolle. Das Grisey gewidmete Orchesterwerk Passage, 2002 vom Orchestre de la Suisse Romande unter Fabio Luisi uraufgeführt, reicht in einem unge/erhörten Spannungsbogen vom tiefsten Innern der Erde bis zum hell leuchtensten Stern am Firmament. 

Zinsstags Werken haftet stets etwas Enigmatisches an, als würde der Zuhörer in einen Wald von unbekannten Klängen und Lauten entführt, deren Ruf man sich nicht entziehen kann und mag. 

Zinsstags jüngstes Werk, das Klavierkonzert Masques ist zu Teilen als Strawinsky-Paraphrase angelegt, verweist aber auch auf eigene Werke, Choraltechnik und Spektralmusik und ist somit bezeichnend für die stilistische Individualität Zinsstags. Es ist am 30. September in Göttingen mit dem dortigen Symphonieorchester, der Pianistin Ancuza Aprodu und unter der Leitung Christoph-Mathias Mueller zum ersten Mal zu hören. 

Seine nächsten Projekte sind ein Klavierquartett und ein Notturno für Cello und Ensemble. 

Gérard Zinsstag: Werke, Biographie