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Olga Neuwirth erhält Deutschen Musikautorenpreis 2017

Olga Neuwirth erhält Deutschen Musikautorenpreis 2017

Olga Neuwirth wurde in der Kategorie „Komposition für Sinfonik“ mit dem Deutschen Musikautorenpreis 2017 ausgezeichnet. Mit dem Preis ehrt die deutsche Verwertungsgesellschaft GEMA Komponisten und Textdichter für ihr herausragendes musikalisches Schaffen. Die Preisverleihung fand am 30. März 2017 in Berlin statt. In der Vergangenheit zählten unter anderem Hans Werner Henze, Klaus Huber, Helmut Lachenmann, Enno Poppe und Jörg Widmann zu den Preisträgern.


Laudatio von Mark Sattler (Dramaturgie / Lucerne Festival)

„Katastrophenmusik“ – dieses Schlagwort möchte ich gerne aufgreifen, um Olga Neuwirth in einigen Sätzen zu würdigen. Wir sind umgeben von Katastrophen, kleinen wie grossen, persönlichen wie weltpolitischen. Sich von diesen Katastrophen nicht abstumpfen zu lassen, sondern sich ihnen zu stellen, nicht in Verzweiflung resignieren, sondern aus der Empörung Kraft zu ziehen für künstlerische Projekte – das charakterisiert Olga Neuwirths Haltung und Tun.

Bei Olga Neuwirths sinfonischer Musik denke ich an diejenige des grossen Sinfonikers Gustav Mahler. Mahlers Credo war: „(…) Symphonie heisst mir eben: mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen“. Dabei amalgamierte Mahler in seiner sinfonischen Musik die musiksprachliche Vielfalt seiner Umgebung, verband den hohen klassischen Ton mit denjenigen der Folklore und Militärmusik.

Wie Gustav Mahler greift Olga Neuwirth in ihrer Musik ebenso „unklassische“ Idiome und Musiksprachen auf und komponiert mit ihnen. Ein gutes Beispiel für „Katastrophenmusik“ und eine sinfonische Welt aufzubauen ist ihr jüngstes sinfonisches Werk, das Schlagzeugkonzert „Trurliade - Zone Zero“, welches letztes Jahr in Luzern, Berlin und Wien erklang. Hier findet sich neben jazzigen Partien auch eine Hymne der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Zusätzlich wird der sinfonische Klangkörper erweitert durch DJing mit Schallplattenspielern, Kinderspielzeug- und Schrottplatz-Instrumenten. Olga Neuwirth bemerkt dazu:

„Diese surrogaten Klangwelten (so auch von mir aufgenommene Geräusche vom Schrottplatz meines Heimatdorfes) (…) sind von mir nicht in den musikalischen Ablauf eingeschoben worden, um zu irritieren, sondern als Hinweis auf das komplexe Dasein, das Löcher in unsere Wahrnehmung reisst. Durch die Huldigung des Unglaubwürdigen das «Gewebe der Realität» auftrennen! (...) durch die surreale Kombination von nervös vibrierenden Handventilatoren, Objekten vom Autoschrottplatz und Kinderspielzeugen möge eine herausfordernde Poesie der Verwunderung entstehen.“

Die Rolle des Schlagzeug-Solisten in ihrem Schlagzeugkonzert beschreibt sie so: „Er ist der einsame Solist, der den ‚Gesellschaftsapparat‘ seiner Zeit und dessen Wertesystem ablehnt bzw. gegen ihn ankämpft wie ein Münchhausen. Nämlich durch sein Pluriversum an Poesie und Vielfalt, aber auch durch ungebremste Ausbrüche von Wut und Raserei.“

Liebe Olga, ich freue mich sehr, Dir diese Ehrung heute überreichen zu dürfen und gratuliere Dir von ganzem Herzen zum Deutschen Musikautorenpreis 2017 im Bereich Sinfonik.

Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Autors.


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