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Georg Friedrich Haas: Neue Oper Sycorax

Georg Friedrich Haas: Neue Oper Sycorax

Am Ende steht die Selbstermächtigung, die Formulierung einer Utopie und die Rückgewinnung der eigenen Souveränität und Loslösung von Fremdbestimmung: Georg Friedrich Haas' neueste Oper Sycorax erfuhr ihre Uraufführungen an den Bühnen Bern, deren neuer Intendant Florian Scholz das Werk in Auftrag gegeben hatte. Mollena Williams-Haas, bekannte Aktivistin of Color, verkörperte die für sie geschriebene Titelfigur auf der Bühne.

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Über Sycorax

Shakespeares Theaterstück Der Sturm gehört zum Kanon der Literatur- und Bühnengeschichte. Eine Figur wird darin nur erwähnt und kommt nie selbst zu Wort: Sycorax, deren Sohn Caliban von Prospero ausgebeutet und misshandelt wird. Als Titelfigur der Oper von Georg Friedrich Haas wird sie ins Leben zurückgeholt und bekommt nun eine Stimme: Gemeinsam mit ihrem Sohn verarbeitet sie ihre wahre Geschichte – ihre Ankunft auf der Insel und den Verlust ihrer Kräfte durch Prospero – und löst sich schließlich in der Rückeroberung ihrer Souveränität von der Fremdbestimmung.

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Uraufführung von Sycorax

Die Oper Sycorax ist eine Hommage auf die Performerin und Aktivistin of Color Mollena Williams-Haas, die Sycorax auf der Bühne verkörpern wird, und das zweite Auftragswerk der Oper Bern an Haas, einer der renommiertesten Komponisten der Gegenwart. Auf der Suche nach der Harmonie, musikalisch festgehalten durch das stete, fast unmerkliche Umstimmen der Instrumente, formuliert der Komponist den Prozess hin zu einer musikalischen Utopie. Die junge Regisseurin Giulia Giammona stellt sich in einem ganz eigenen Zugriff den Fragen nach Besitz, dem Zusammenleben im Einklang mit der Natur und danach, was es bedeuten kann, den Kanon umzuschreiben und in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eine Zukunft zu entwerfen.
Text: Bühnen Bern
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Uraufführung von Sycorax


Pressezitate

Haas setzt auf das in seinen Kompositionen sich bewährte Umstimmen der Instrumente, fächert die gewohnte zwölf-tönige Skala im Verlauf des Stücks auf und hat dadurch eine breitere Palette an Tönen zu Verfügung. Das eher kleine Orchester besteht nur aus Streichern, die mal flächig die Szene eintönen, unvorhergesehen aufsteigen und absinken, mal durch Flageoletts und Umstimmen schillernde, wabernde, trübe, undurchdringliche Klänge erzeugen, die sich jeglicher Konkretheit verweigern. Ein tolles Hörerlebnis, das vor allem auch durch den Chor der Bühnen Bern als Luftgeister großartig ergänzt wird.
Die Deutsche Bühne, 18. September 2022

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Uraufführung von Sycorax


Dass die 30 Sänger:innen … mitten im Bühnenbild auftauchen, wieder verschwinden, um später wieder zu erscheinen, passt zum kleinen Kulturrausch, den dieses Stück auslöst. Einzelne Sätze, die man sich während der Aufführung merken wollte, sind danach aus dem Gedächtnis verschwunden. Sie sind wohl andernorts gespeichert, in Herz oder Seele vielleicht. Oder in der Atemluft, sofern man nicht vergessen hat, sie einzusaugen.
Hauptstadt, 19. September 2022


Partitur zu Sycorax








Photos: Rob Lewis