Daniel-François-Esprit Auber: La muette de Portici

Auber, Daniel

Herausgegeben von Peter Kaiser

Opéra en cinq actes 
Libretto: Eugène Scribe und Germain Delavigne (auf Französisch)
Uraufführung: 29.02.1828, Paris


Wie sehr Auber und Scribe den Nerv ihrer Zeit, das Aufbegehren gegen eine restaurative Gesellschaftsordnung getroffen hatten, wurde bei der Brüsseler Erstaufführung deutlich. Die revolutionären Klänge sprangen aufs Publikum über – der Freiheitskampf begann.
—Stefan Lang, Deutschlandfunk Kultur

Inhalt

Die Handlung bezieht sich auf eine Revolte der Neapolitaner unter Tommaso Aniello d‘Amalfi gegen die spanischen Besatzer im 17. Jahrhundert. Die Oper beginnt mit den Vorbereitungen zur Hochzeit der Prinzessin Elvire mit Alphonse, dem Sohn des spanischen Vizekönigs. Das stumme Mädchen Fenella erkennt ihn als ihren Vergewaltiger und Entführer. Dies provoziert ihren Bruder, den Fischer Masaniello, einen Aufstand gegen die verhasste spanische Besatzung anzuführen. Elvire vergibt Alphonse und versucht, Fenella zu finden. Als Masaniello die Kontrolle über den Aufstand zu verlieren droht, suchen Alphonse und Elvire Schutz bei Masaniello, der nun den Zorn seiner rebellischen Freunde fürchten muss. Sein Freund Pietro sieht in ihm einen Verräter und potentiellen Tyrannen und vergiftet ihn. Sterbend kann Masanielleo Elvire vor den Rebellen retten. Alphonse ist es zwischenzeitlich gelungen, Truppen gegen die Revolte zu mobilisieren. Am Ende der Oper bricht der Vesuv aus, und Fenella stürzt sich verzweifelt in die glühende Lava.

Hintergrund

Die Oper La muette de Portici ist ein Ausnahmewerk: Es gibt eine Titelfigur, die nicht singt, eine Revolution, die von der Zensur nicht als aufrührerisch angesehen wurde, und formal die prototypische Entwicklung der Grand Opéra. Historischer Hintergrund ist der Aufstand in Neapel 1647 gegen die spanische Regierung. In der Oper rückt jedoch das Schicksal Fenellas in den Vordergrund. Die szenisch spektakuläre und äußerst erfolgreiche Uraufführung 1828 in Paris wurde zu einem exzeptionellen Miteinander von Text, Musik und Bühne, die einfach verständliche und stark auf die menschlichen Schicksale ausgerichtete Handlung sprach die Zuschauer direkt an. Doch entgegen der Einschätzung der Zensur wurden auch die revolutionären Anklänge wahrgenommen, vor allem 1830 im Umfeld der belgischen Unabhängigkeitsbewegung und im Revolutionsjahr 1848.

Kritische Edition

  • Der neu edierte Klavierauszug fußt auf dem Klavierauszug-Erstdruck, wurde aber vor allem hinsichtlich Dynamik, Phrasierung und Artikulation entsprechend der neuen Partitur präzisiert.
  • Aus dem Textbuch wurden über die im Autograph enthaltenen Regieanweisungen, Beschreibungen des Szenenbildes u. ä. hinaus weitere Angaben übernommen, um den szenischen Zusammenhang, insbesondere mit Blick auf Reaktionen der stummen Fenella, deutlicher erkennbar werden zu lassen. Diese Ergänzungen sind in eckige Klammern gesetzt.
  • Der Dirigent hat die Möglichkeit, durch Hinzuziehen des Anmerkungsapparates die vom Herausgeber getroffenen Entscheidungen zur Lesart der Oper gegebenenfalls zu verändern.
     

Konzertempfehlungen

Ouvertüre
3.2.2.4 - 4.2.3.Oph - Pk.Schlz - Str
8‘

1. Akt Guarache, 1. Air de danse und 2. Air de danse: Boléro
3.2.2.2 - 4.2.3.0 - Pk - Str
14‘

2. Akt Nr. 8 Duett Masaniello, Pietro Mieux vaut mourir que rester
T.B - 3.2.2.2 - 4.2.4.Oph - Pk - Str
8‘

3. Akt Nr. 10 Duett Alphonse, Elvire N’espérez pas me fuir
3.2.2.4 - 4.2.3.Oph - Pk - Str
7’

4. Akt Nr. 13 Air et Cavatine Masaniello Spectacle affreux, jour de terreur!
T - 3.2.2.4 - 4.2.3.Oph - Pk.Schlz - Str
9’

4. Akt Nr. 14 Cavatine Elvire Arbitre d’une vie
S - 2.2.2.4 - 4.2.3.Oph - Str
5‘