Giovanni Simone Mayr: Belle ciarle e tristi fatti

Mayr cover of critical edition

Herausgegeben von Anders Wiklund

Dramma Giocoso 
Libretto: Angelo Anelli (auf Italienisch)
Uraufführung: 6.11.1807, Venedig


„Belle ciarle e tristi fatti / Son di moda ai nostri tempi“ („Süsse Worte, bittere Fakten / sind in diesen Zeiten in Mode“)
—letzte Szene

Inhalt

Don Ciccio will seiner Tochter Dorina aus erster Ehe das mütterliche Erbe nicht auszahlen und sie stattdessen reich an einen ihr unbekannten Freier verheiraten. Darüber entbrennt zwischen beiden ein Streit, den erst die Dienerin Marianna mit ihrem Vorschlag, einen fähigen Juristen einzuschalten, schlichten kann. Sie nennt Medoro, Dorinas Liebhaber, der als Advokat verkleidet die Angelegenheit zu ihren beiden Gunsten erledigen will. Er erklärt dem auserkorenen Bräutigam, Graf Meo, dass der geizige Ciccio die mütterliche Mitgift nicht ausbezahlen und ihn somit auch betrügen wolle. Außerdem verkleide er seine Tochter zum Schutz vor einer Entführung als Magd. Dagegen würde er Marianna öffentlich als seine Tochter präsentieren. Meo stellt sich daraufhin Marianna als Bräutigam vor und eine turbulente Verwechslungskomödie beginnt, die erst am Ende, ganz nach Art der scena ultima der Opere buffe, zu einer glücklichen Auflösung führt: Meo ist von dannen, die Liebenden sind vereint und Ciccio behält die Mitgift.

Hintergrund

Vermutlich im April 1807 wurde Belle ciarle e tristi fatti nach dem Libretto von Angelo Anelli für die bevorstehende Herbstsaison am La Fenice in Auftrag gegeben. Mit venezianischem Kolorit bestechen Text und Musik besonders im „Cantò de’ Barcoriuoli“. Diese lebendige venezianische Tradition greift Mayr auf. Weiter auffallend ist in dieser Oper insgesamt die Einbindung des Männerchors, was nicht zuletzt dem martialischen Zeitgeist und der zeitgenössischen Aufführungspraxis am Theater La Fenice geschuldet war. An der Mailänder Scala wurde die Oper am 11. Mai 1813 gespielt. Gaetano Melzi, Intendant der Mailänder Theater, hatte sich hilfesuchend an Mayr gewandt, da die eigentlich für die Spielzeit vorgesehene Oper von Pietro Carlo Guglielmi beim Publikum nicht den gewünschten Beifall gefunden hatte und abgesetzt werden musste.

Kritische Edition

  • Es handelt sich um die erste Veröffentlichung der Oper in einer kritischen Ausgabe auf Grundlage der autographen Gesamtpartitur im Archivio Storico Ricordi, Mailand mit ergänzendem Material aus einer zeitgenössischen Kopie der Staatsbibliothek Berlin.
  • In der Sinfonia wird die normale Zwei-Horn-Vertonung um ein drittes solistisches Horn erweitert.
  • Die venezianische Vertonung der Oper spiegelt am besten Nr. 5 Sortita di Conte wider, in der der Gesang der Gondoliere in venezianischem Dialekt mit dem Gesang des Volkes in einer Hommage an Stadt und Tradition verwoben ist.

Konzertempfehlungen

Sinfonia
1.2.2.2 - 3.2.0.0 - timp - str
12’

1. Akt Nr. 2 Cavatine Marianna Ah, che fate?
S - 1.2.2.2 - 3.2.0.0 - str
6’

1. Akt Nr. 5 Abgang Conte mit Chor Roma superba…
Bar - Chr - 1.2.2.2 - 2.0.0.0 - str 
8’
 
1. Akt Nr. 8 Arie Donna Chiara Mi perdona caro sposo…
Ms - 1.2.2.2 - 2.0.0.0 - str 
3’

1. Akt Nr. 9 Arie Don Ciccio Da Notari, e da Periti…
Bar - 1.2.0.2 - 2.2.0.0 - str 
5’