Herausgegeben von Anders Wiklund und Iris Winkler
Dramma per musica
Libretto: Lodovico Piossasco Feys on a template by Metastasio (auf Italienisch)
Uraufführung: 27.12.1823, Turin
„Schon beim Namen von Mayr verneigen sich alle, und [...] wenn man ihn compà Simone [Papa Simone] nennt, sagen sie, dass es nichts darüber hinaus gibt!“
—Gaetano Donizetti
Inhalt
Alexander Balla hat sich zum Herrscher über Syrien eingesetzt und den rechtmäßigen König Demetrio Soter vertrieben, der in der Verbannung bei den Kretern stirbt. Vor der Flucht hatte er seinen gleichnamigen Sohn Demetrio seinem treuesten Vasallen Fenicio übergeben. Unter dem Decknamen Alceste lebt Sohn Demetrio in den Wäldern. Das ganze syrische Reich bewundert seine Tapferkeit und Tugend, die sich nicht geheim halten lassen. Wie vom alten König aufgetragen, verbreitet Fenicio die Nachricht, dass der rechtmäßige Königssohn noch lebe. Balla bemüht sich vergeblich, diesem Gerücht mittels Krieg und Unterdrückung Herr zu werden. Er wird schließlich von den Kretern besiegt und getötet. In dieser Schlacht kämpft auf syrischer Seite auch Alceste. Die Machtgier stachelt einen Kampf um die Herrschaft an. Ballas Tochter Cleonice, Alceste in Liebe verbunden, wird von Verehrern und Thronanwärtern bedrängt: Die Wahl des Thronnachfolgers kann nicht länger verzögert werden. Im richtigen Moment kehrt Alceste zurück, seine königliche Herkunft wird offenbart.
Hintergrund
Mayrs Oper
Demetrio gehört zu seinen Spätwerken. Es greift auf eine literarische Vorlage des Hofpoeten Metastasio und die musikgeschichtlich längst überholte Opera seria zurück. Die Wahl des Opernstoffes ist einzig vor dem Hintergrund der vorherrschenden konservativ geprägten Zensur zu verstehen: Am 21. März 1821 erzwang die „Rivoluzione Piemontese“ die Abdankung von Vittorio Emmanuele I. Den Auftrag des Turiner Theaters erhielt Mayr Anfang Mai 1823. Mayr hatte einer programmatischen aufgeklärt-absolutistischen Vorgabe zu folgen, die durchaus als gewünschte politische Botschaft zu werten ist: Der zurückgekehrte konservative Herrscher Carlo Felice konnte sich propagandistisch im Seleukidenreich und seinem heimgekehrten Regenten Demetrio bespiegeln. Die musikalische Konzeption, vor allem die Raffung des 2. Akts, bricht allerdings mit dem längst überalterten literarischen Vorbild.
Kritische Edition
- Es handelt sich um die Erstveröffentlichung von Mayrs letzter Oper auf Grundlage der autographen Gesamtpartitur im Conservatorio Statale di Musica “Giuseppe Verdi”, Turin.
- Mayrs musikalisch strenge Gestaltung kommt dem Ideal des Orchesterklangs des 18. Jahrhunderts sehr nahe: Er gibt seine frühere Vorliebe für eigenwillige Instrumentation auf und bewegt sich hin zu einem monumentaleren Klang.
- In der Schlussnummer der Oper kehrt Mayr in seine eigene Zeit zurück. Diese Form des Finales wurde von Rossini entwickelt und von Donizetti verwirklicht, als Paradestück für „la prima donna“.
Konzertempfehlungen
Sinfonia
2.2.2.2 - 2.2.1.0 - timp - str
8’
1. Akt Nr. 6 Aria Barsene Misero tu non sei
S - 1.0.2.2 - 2.0.1.0 - str
10’
2. Akt Nr. 12 Duett Cleonice and Alceste Ne’ tuoi giorni felici
S.Ms - 2.0.2.2 - 2.0.1.0 - timp - str
10’
2. Akt Nr. 13 Arie Alceste Andró da te lontano
Ms - 2.2.2.2 - 2.2.1.0 - str
7’
2. Akt Nr. 14 Arie Olinto Frena quel labbro audace
T - 2.2.2.2 - 2.2.1.0 - timp - str
9’