Giovanni Simone Mayr: Ginevra di Scozia

Mayr cover of critical edition

Herausgegeben von Hans Schellevis

Dramma eroico per musica
Libretto: Gaetano Rossi (auf Italienisch)
Uraufführung: 21.4.1801, Triest 

„Die Komponisten unserer Tage sollen die Opern unseres Papa Mayr studieren und sie werden darin alles finden, was sie suchen und was ihnen von Nutzen sein wird.“
—Gioachino Rossini

Inhalt

Ginevra, die Tochter des Königs von Schottland, und der italienische Ritter Ariodante lieben sich. Während Ariodante im Krieg für die Schotten kämpft, bemüht sich Polinesso, Großkonstabel des Reichs, um Ginevra: vergeblich. Aus Eifersucht und Rache plant er das Verderben der beiden Liebenden. Er beredet Dalinda, eines der Hoffräulein der Prinzessin, ihm des Nachts eine Zusammenkunft im Zimmer der Prinzessin zu gewähren; seine ausdrückliche Bedingung dabei: Dalinda müsse in Ginevras Kleidern auf dem Balkon erscheinen und ihm die Strickleiter herabwerfen. Ariodante beobachtet dies und ist von der Untreue Ginevras überzeugt: Er stürzt sich in den Fluss, wird aber durch Einsiedler am anderseitigen Ufer gerettet. Er erfährt, dass Ginevra der Buhlerei angeklagt sei und sterben müsse. Ariodante beschließt, sie zu retten und besiegt ihren Ankläger Polinesso, der nun reuevoll seine Intrige gesteht. Zum Lohn erhält Ariodante die Hand Ginevras.

Hintergrund

Mit der Oper Ginevra di Scozia wurde das Triester Teatro Nuovo am 21. April 1801 feierlich eröffnet. Zahlreiche Aufführungsberichte dokumentieren die Rezeption dieser überaus beliebten Mayr-Oper an großen wie kleineren Theatern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts europaweit. Am 27. Oktober 1801 folgte etwa bereits eine Aufführung in Wien, mit Abänderungen und Zusätzen von Joseph Weigl. Derlei Bearbeitungspraktiken an den Opernhäusern sind als zeittypische Verfahren einzuordnen, die zu den Adaptions- und Vermarktungsstrategien des 18. und 19. Jahrhunderts gehören. Wenngleich sich die Partie des Ariodante im Lauf des Jahrhunderts zu einer favorisierten weiblichen Hosenrolle etablierte, fanden sich unter seinen Interpreten immer noch Kastraten, wie im Frühjahr 1807 in Pisa.

Kritische Edition

  • Das Autograph ist verschollen, die vorliegende Ausgabe basiert auf einer in Wien aufbewahrten Manuskriptabschrift, die bis vor etwa zwanzig Jahren unbekannt war. Es besteht kein Zweifel, dass diese Abschrift – bestehend aus Partitur und Orchesterstimmen – der Originalpartitur Mayrs von 1801 so nahe wie möglich kommt.
  • Die Oper wurde von Rossini bewundert. Sein Tancredi (UA 1813) zeigt in Struktur und Instrumentation auffallende Ähnlichkeiten mit Ginevra.
  • Aufgrund ihrer kleinen Besetzung (die Uraufführung in Triest fand mit einem Orchester von nur 31 Spielern statt) eignet sie sich sehr gut für Aufführungen in kleinerem Rahmen.

Konzertempfehlungen

Sinfonia
2.2.2.2 - 2.2.0.0 - timp - str
6’

1. Akt Nr. 6 Aria Lurcanio Ah! Dov’ è quell’alma audace
T - 0.2.0.2 - 0.2.0.0 - timp - str 
3’

1. Akt Nr. 7 Duett Ariodante and Polinesso Oddio! Qual gel mi scende al cor!
Ms.T - 2.2.2.2 - 2.0.0.0 - str 
7’
 
2. Akt Nr. 11 Gran Scena Ariodante Ove son io?
Ms - Chr - 2.2.2.2 - 2.0.0.0 - str 
18‘