Giovanni Simone Mayr: Il ritorno d’Ulisse

Mayr cover of critical edition

Herausgegeben von Anders Wiklund

Azione eroica per musica
Libretto: Luigi Prividali (auf Italienisch)
Uraufführung: 26.12.1808, Venedig

„Meine große Freude, als ich die Musik unseres göttlichen Mayr bekam, kann ich in einfachen Worten kaum beschreiben.“
—Gaetano Donizetti

Inhalt

Nach Rückkehr in sein Königreich muss Odysseus erkennen, dass sich in den Jahren seiner Abwesenheit viel verändert hat. Sein Rivale Plistene, König der Molosser, will nicht nur Odysseus‘ Königreich regieren, sondern auch die Hand seiner Frau Penelope gewinnen. Die Königin hat einer Heirat mit Plistene nur zugestimmt, wenn er den Tod des Odysseus beweisen kann. Das Volk befürwortet die Thronbesteigung Plistenes. Gerade als Penelope im Begriff ist, ihn zum neuen König zu ernennen, tritt Odysseus ein und erklärt, dass er derjenige ist, der für tot gehalten wird. Es bilden sich zwei Lager: das erste glaubt dem Unbekannten, das andere steht hinter Plistene. Odysseus beklagt, dass er trotz seiner vergangenen Heldentaten für die Wahrheit kämpfen muss. Während des Kampfes ertönt der von einem Wahrsager prophezeite Donner. Die Gegner werden getrennt, bevor Blut vergossen wird. Der Wahrsager drängt Plistene, in sein eigenes Königreich zurückzukehren. Die königliche Familie ist nun glücklich wieder vereint.

Hintergrund

Während auf der Opernbühne im Venedig des 17. Jahrhunderts der Odysseus-Stoff über Claudio Monteverdi hinaus bekannt geblieben ist, scheint er im darauffolgenden Jahrhundert weitgehend aus der Mode gekommen zu sein. Mayrs Il ritorno d‘Ulisse hat nach seinen Seria-Opern Saffo und Telemaco zur Wiederbelebung griechischer Stoffe und der antiken Mythologie auf der venezianischen Opernbühne beigetragen. Am 2. Juli 1808 erhielt Mayr ein Angebot des Theaters La Fenice, für den Karneval 1809 eine neue große Oper zu schreiben – u. a. für den Tenor Giacomo David, damals ein Vorzeigestar. Erkennbar wird in Mayrs Komposition neben dem Zeitkolorit auch die eigene Zielrichtung: Der Einsatz der konzertierenden Instrumente wie die Verwendung des Chores werden für seine weiteren Opern zukunftsweisend.

Kritische Edition

  • Es handelt sich um die erste kritische Ausgabe auf Grundlage der autographen Gesamtpartitur in der Biblioteca Civica Angelo Mai, Bergamo.
  • Die Oper ist ein Beispiel für Mayrs Tendenz, die Nummernoper aufzulösen. Der 1. Akt ist traditionell nummerisch-rezitativisch organisiert, der 2. Akt weist einen unerwartet freien Fluss in der musikdramatischen Handlung auf.
  • Ab dem 2. Akt, Szene 5, verlieren die Secco-Rezitative an Bedeutung, es dominiert eine Mischung aus Accompagnati und durchkomponierter Musik.
  • Die traditionelle Orchestrierung wird aufgebrochen, Mayr setzt Streicher und Bläser einzeln als Soli wie auch gemischte Ensembles ein (Finale 2. Akt).

Konzertempfehlungen

Sinfonia
2.2.2.2 - 4.2.0.0 - timp.perc - str
10’

1. Akt Nr. 6 Duett Penelope und Ulisse Quale ti sembra lo straniero
S.T - 2.0.2.2 - 2.0.0.0 - str
7’

1. Akt Nr. 8 Arie Plistene Di serbare illeso, io giuro
S - Chr - 2.2.2.2 - 4.2.0.0 - timp.perc - str
15’

2. Akt Nr. 11 Cavatina Plistene Il mio Signor!
S - 0.2.0.2 - 2.0.0.0 - str
10’