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SOLARIS: Premiere in Augsburg

SOLARIS: Premiere in Augsburg

Im Mai 2018 fand die deutsche Erstaufführung von Dai Fujikuras SOLARIS am Theater Augsburg statt. Die Multimedia-Inszenierung der Spielstätte, die ab der Spielzeit 2018/2019 drittes bayerisches Staatstheater wird, verbindet Musik, Tanz, Live-Elektronik und 3D-Videos zu einer eindrucksvollen Reise in den Weltraum, voller menschlicher Abgründe. Zuschauer und Presse zeigten sich begeistert. Wir haben mit Fujikura über seinen Eindruck der Augsburger Premiere gesprochen und die Unterschiede zur Uraufführung in Paris.

SOLARIS (2013-14)

Oper in 4 Akten (nach Stanisław Lems Roman SOLARIS
Libretto: Saburo Teshigawara 
S.T.2Bar.B. - Off stage Kelvin (Baritone) – 1.1.1.1 –
1.1.1.0 – perc – key – 1.1.1.1.1 – Live-El
Dauer: 90'
UA: 05.03.2015, Paris

Solaris, Augsburg 2018
 

Pressestimmen

»Am Ende gab es von den etwa 500 überraschten Premierenbesuchern donnernden Applaus. Das Bühnenbild beeindruckte mit einem schwebenden Raumschiff. Lichteffekte und Nebelschwaden unterstrichen die Weltraumatmosphäre.«
Augsburger Allgemeine, 19.05.2018

»Der Abend in der Ausweichspielstätte Martinipark zeigt sich musikalisch und szenisch aus einem Guss, er gibt sich dicht und affektreich. Ja, er ist musikalisch auch das Avancierteste seit Augsburgs Großtat mit Luigi Nonos „Intolleranza“. Man hörte wieder einmal wirklich Neue Musik, Musik eines 41-Jährigen, der weiß, was er will und wie er es erreicht: 15-köpfiges Kammerorchester, elektronisch moduliert – das weckt erfrischend Ohr und Geist.« 
Augsburger Allgemeine, 21.05.2018

»Lichtdesigner Marco Vitale, Ausstatter Robert Schweer und Regisseur Dirk Schmeding fanden am Augsburger Theater ganz starke, überzeugende Bilder für diese populäre, aber inzwischen auch etwas verzopfte Science-Fiction-Story. (...) Das alles war offenkundig bestens geprobt und abgemischt. Eine überzeugende Leistung des Theaters Augsburg.« 
BR-Klassik, 22.05.2018

»Dem Theater gelingen optische Effekte und Stimmungen, die man sonst nur aus dem Kino kennt. Alleine deswegen lohnt sich schon ein Besuch. (...) Jihyun Cecilia Lee und Wiard Witholt brillieren nicht nur spielerisch sondern auch gesanglich. (...) Das Orchester unter Lancelot Fuhry spielt in kleiner Besetzung intensiv, prägnant und sicher.«
a3kultur, 28.05.2018

»Nur selten ist bei neuer Musik mit so einer enthusiastischen Publikumsreaktion zu rechnen, die schon bei der Premiere überraschte.«
DAZ, 28.05.2018


Picture of Solaris taken by Jan Pieter Fuhr
Solaris, Augsburg 2018
 




Im Gespräch mit dem Komponisten


Wie hat Ihnen die Augsburger Fassung gefallen?

Die Produktion des Theaters Augsburg war fantastisch! Ich glaube, meine Musik ist sehr direkt – wie ich es persönlich auch bin. Wenn also die Regie – und damit meine ich das Schauspiel der Solisten und ihre Art und Weise zu singen, wenn sie sich in bestimmten Situationen wiederfinden – sich voll und ganz auf die Musik bezog, funktionierte das sehr gut, wie ich finde. Überall ist Rauch, wie ein lebender Organismus, ein Raumschiff, unglaublich clever designt und funktional. Ich war begeistert, dass die Sänger sich auf so engem Raum so aktiv und ausdrucksstark bewegen.

Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?

(Fujikura lacht) Der Regisseur Dirk Schmeding hielt mich liebenswert mit WhatsApp- und Facebook-Fotos des Sets und der Proben nahezu täglich auf dem Laufenden und so hatte ich eine erste Vorahnung, obwohl ich ihm stets sagte: „Mach es so, wie du es willst!“ Er ist ganz eindeutig eine Person mit immensem Talent und es ist unglaublich, wie er all dieses atmosphärische und psychologische Drama einfangen konnte – genau das, was SOLARIS ausmacht.

Gab es nennenswerte Unterschiede im Vergleich zur Uraufführung in Paris?

In der Musik hat sich nicht eine Note verändert. Die Inszenierung stellt dagegen eine 180 Grad Wendung dar. Die wunderschöne Inszenierung der Uraufführung von Teshigawara – einem Künstler, dem mein allergrößter Respekt gilt – liegt mir sehr am Herzen. Die Tänzer sahen toll aus und es war mir eine Freude, jeden Tag ihren Bewegungen zu folgen. Für mich als Komponisten ist es wunderbar zu sehen, dass das, was ich komponiert habe in so vollkommen unterschiedlicher Weise inszeniert werden kann. Dieses Mal spielen und singen die Sänger eher im Stile einer klassischen Oper, aber gleichzeitig ist das physische und psychische Drama auf 90 Minuten hochkonzentriert. Das war magisch.
An dem Abend meiner Rückkehr aus Augsburg buchte ich gleich den nächsten Flug, um die Show erneut zu sehen – so sehr liebte ich sie!

Was war Ihr Eindruck vom Orchester und von den Solisten?

Von den Solisten bin ich äußerst beeindruckt: sehr junge Sänger mit offensichtlich nicht nur schönen, sondern auch dramatischen Stimmen und wunderbarer Kontrolle über die Tonhöhen (ich komponiere mit Tonhöhen, die sind mir sehr wichtig). Darüber hinaus sind sie auch noch unglaublich gute Schauspieler. Ich verstehe nicht, wie man so perfekt singen und dabei so akrobatisch performen kann! Mir wurde gesagt, dass manche dieser Sänger vorher nur selten zeitgenössische Musik interpretiert hatten. Aber sie klangen, als würden sie diese Oper schon seit Jahren singen!

Das Orchester ist ebenfalls sehr gut. Die Premiere wurde vom Ensemble Intercontemporain gepielt, ein sehr spezialisiertes Solisten-Ensemble. Dieses Mal haben wir mit den Augsburger Philharmonikern ein komplett gegensätzliches Ensemble. Insbesondere die Tutti-Passagen haben sie ausgesprochen gut gespielt, sehr kräftig und auf den Punkt. Dieser symphonische Stil ist für viele Szenen der Oper überaus passend. Mit dem Dirigenten Lancelot Fuhry hatte ich vor Probenbeginn einen sehr regen E-Mail-Austausch. Während der Proben bemerkte ich sein Auge für Details, seine Musikalität sowie seine Interaktion mit der Bühne und den Sängern. Damit bewahrte er meisterhaft die stark elektrisierende Spannung, die diese Oper, wie ich hoffe, auszeichnet.






Photos: Jan-Pieter Fuhr