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Happy Birthday, Peter Eötvös!

Happy Birthday, Peter Eötvös!

Claudio Abbado:

"Als ich Peter Eötvös 1988 zum ersten Mal begegnete, kannte ich schon seine Arbeit als Dirigent, vor allem in seiner wichtigen Position beim Ensemble Intercontemporain.

Der Anlass unserer Begegnung war die Geburt von „Wien Modern“, des neuen Festivals, das unterschiedliche Aspekte der zeitgenössischen Kunst – Musik, Malerei, Literatur und Film – unter einem Dach vereinigte. In der Eröffnungssaison hatte ich Werke von Boulez, Nono, Ligeti und Kurtág programmiert. In Absprache mit György Kurtág lud ich Peter Eötvös ein, die Wiener Erstaufführung von ...quasi una fantasia... für Klavier und Instrumente zu dirigieren. Der Pianist war Zoltán Kocsis, zusammen mit Peter Eötvös Widmungsträger von Kurtágs Komposition.

Ich erinnere mich immer noch an den Eindruck, den die Aufführung auf mich machte: Die Fähigkeit von Eötvös, äußerste Strenge mit Fantasie zu verbinden, jeden Ton, jede Pause in ihrer Bedeutung herauszuarbeiten. Der poetische Geist und die Genialität der drei Ungarn Kurtág, Eötvös und Kocsis hatten ein Wunder geschaffen.

Von da an habe ich die musikalische Entwicklung von Peter Eötvös, seinen Weg vom komponierenden Dirigenten zum dirigierenden Komponisten, ständig verfolgt. Er ist einer der wenigen, die in beiden Gebieten Herausragendes leisten. Seine Oper Drei Schwestern, in der sich sein ganzer dramatischer Sinn auf originäre Weise offenbart, bleibt ein Meisterwerk des zeitgenössischen Musiktheaters, und ich hoffe, dass man sie bald auch in Italien kennenlernen kann. Zu seinem Sechzigsten entbiete ich Peter meinen herzlichsten Glückwunsch."


György Kurtág:

"Lieber Péter, mein junger Kampfgefährte, der Du nun 60 Jahre alt geworden bist, sei gegrüßt! Freilich warst Du Kampfgefährte und grundlegender Interpret der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts – aber auch der Jungen und noch Unbekannten. Dazu hast Du eine Dirigenten-Generation erzogen – junge Leute, die fähig und bereit sind, die Sache der zeitgenössischen Musik weiterzutragen.

Nun möchte ich aber den Komponisten Peter Eötvös grüßen und mich bei ihm für die großen Werke seit Atlantis und Drei Schwestern bedanken. Ich wünsche Dir und auch uns selbst, daß Dein Schaffen mit dem gleichen Elan weiter wachsen und gedeihen möge!

Dein treuer Freund

der alte Gyuri Kurtág"


Helmut Lachenmann:

"Peter Eötvös: Seit einem Vierteljahrhundert verdanke ich ihm – nicht als einziger – beispielhaft gestaltete Uraufführungen und Aufführungen der eigenen Musik, und wahr ist doch, daß wir „Dankbaren“ – als ob man dafür danken könnte! – inzwischen längst durch seine eigene Musik beschenkt worden sind. Bei ihr hört das ästhetischideologische Gezeter auf. Harakiri, Chinese Opera, Steine, Tri Sestri haben mich – jedes zu seiner Zeit – elektrisiert und angeregt, weil die darin waltende technische Meisterschaft geprägt ist von ritueller Heiterkeit, in der Schönheit und abgründige Weisheit ihren Platz haben.

Er ist einer der wenigen absolut unabhängigen Geister hierzulande – "einer der wenigen": weil unabhängig auch von sich selbst. Denn bei aller Strenge und Disziplin, die hinter seiner einzigartigen Klang-Fantasie ebenso wie hinter seiner souveränen Menschlichkeit zu spüren ist: Er und seine Kunst leben vom stets sprung- und abenteuerbereiten Staunen. Der "ältere Bruder", als den er mich unlängst apostrophierte, ist glücklich über solche Verwandtschaft und schaut ihm weiterhin bewundernd zu."


Karlheinz Stockhausen:

"Ein paar tausend gemeinsame Proben, hunderte gemeinsame Konzerte in nahezu allen Ländern der Erde, mehr als 10 Jahre Zusammenarbeit im Studio für Elektronische Musik des WDR Köln, zahllose Treffen bei mir, bei ihm, gemeinsames Leid und geteilte Freude, die tiefe Freundschaft seit 37 Jahren mit diesem einmaligen Kameraden und Musiker: GOTT sei Dank, dass er lebt und weiterarbeiten kann. Ich bin ihm sehr dankbar für unser gemeinsames Leben."


Dieser Text entstammt der Ricordi-Broschüre über Peter Eötvös. Eine digitale Kopie steht hier zum Download bereit:

Peter Eötvös Broschüre

Photo: Kasskara / Deutsche Grammophon