Stäbler: Neues Musiktheaterwerk in Ulm
Gerhard Stäblers neues Musiktheaterwerk Erlöst Albert E. wird am 26. Juni am Theater Ulm uraufgeführt. Es dirigiert Michael Weiger, Regisseur ist Philipp Jeschek. Die Komposition wurde vom Theater Ulm in Auftrag gegeben.
Ausgangspunkt des Textes von Matthias Kaiser ist eine wahre Begebenheit: In der Todesnacht von Albert Einstein entnahm der Pathologe Dr. Thomas Harvey heimlich das Gehirn des weltberühmten Physikers, um es der Nachwelt zur Analyse zur Verfügung zu stellen. Jahrzehnte später wurden die bestens konservierten Gehirnhälften Einsteins im Rahmen einer journalistischen Recherche in zwei Einmachgläsern gefunden.
Matthias Kaiser, Librettist des Werkes und Operndirektor am Theater Ulm, schreibt zum Stück:
„Das Musiktheater ERLÖST ALBERT E. lässt Thomas Harvey unter Vermischung der Gattungsgrenzen von Farce, Performance, Oper und choreografischem Theater einen Trip in die Gedankenwelt des Jahrhundertgenies wagen, um als Ergebnis seiner Zeitreise eine Welt ohne Albert Einstein zurückzulassen.
Das Werk gliedert sich in sieben Szenen, von denen vier den Sektionssaal als Arbeits- und Deliriumsort des sezierenden Pathologen zeigen. Begleitet von fünf in Zeitreisen erfahrenen Kreaturen, den sog. Freaks, durchlebt er im Dialog mit dem toten Albert dessen Skrupel, die Welt der eigenen Vernichtung näher gebracht zu haben und die Grenzen zwischen Leben und Tod unschärfer werden zu lassen. Er zwingt Albert, im Wahn zu widerrufen und die Welt in den Zustand der festen Begriffe von Raum und Zeit zurückzuversetzen. Aber Albert will diese Welt nicht verlassen...
Zwischen diesen vier Hauptszenen sind drei Intermezzi gesetzt, die die Hochzeit von Alberts Großvater Abraham zeigen. In drei Anläufen wird versucht, diese Hochzeit zu verhindern, um einen Albert E. gewissermaßen schon im Plusquamperfekt unmöglich zu machen. Es entfaltet sich ein ironisches Spiel mit dem sogenannten Großvater-Paradox, das besagt, dass solch ein Vorstoß alle logischen Prinzipien sprengen würde.
Und doch fehlt Albert E.s Leichnam am Ende im Sektionssaal. Niemand traut sich, die Tür aufzustoßen, weil eine Welt ohne Albert nicht zwingend eine bessere sein müsste...
Die Hauptpartie des delirierenden Pathologen Thomas Harvey ist für hohen Tenor geschrieben, die des Albert für einen singenden Schauspieler plus Solo-Violine. Das Ensemble der fünf Freaks setzt sich aus einem Kindersopran, einem Mezzosopran, einem Bariton und zwei Tänzern zusammen. Hinzu kommen verschiedene Episodenfiguren, ein gemischter Chor als Auditorium im Sektionssaal und ein Ballett-Ensemble für das ironische Spiel mit dem unidentisch Identischen der durch Zeitreisende aufgeschreckten Hochzeitsgesellschaft.“