Sciarrino in Berlin - Interview mit Jürgen Flimm
Im Juni 2014 veranstaltet die Staatsoper Unter den Linden das Festival „Infektion“. Dabei kommen unter anderem auch Salvatore Sciarrinos Musiktheaterwerke Lohengrin und Macbeth zur Aufführung. Jürgen Flimm, Intendant der Oper, wird bei Macbeth Regie führen. In unserem Interview spricht er über die Rolle zeitgenössischer Musik an der Berlin Staatsoper und sein Verhältnis zu Sciarrino.
Sie haben Ihre Laufbahn als Theaterregisseur begonnen. Was war Ihre erste berufliche Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Oper? An welche Ihrer Regiearbeiten in diesem Repertoire denken Sie besonders gerne zurück?
Al gran sole, von Luigi Nono, deutsche Erstaufführung in Frankfurt. Al gran sole und immer wieder Al gran sole…
In manchen Opernhäusern ist moderne Musik unterrepräsentiert. Was muss man Ihrer Ansicht nach als Opernhaus bei der Programmierung zeitgenössischer Musik beachten?
Zeitgenössische Musik auf den Plan setzen.
Welchen Rat würden Sie einem Komponisten geben, der ein Musiktheaterwerk komponiert?
Nie eine zu rätselhafte Story verwenden und dabei immer auf der kompositorischen Höhe bleiben.
Im Juni werden Sciarrinos Macbeth und Lohengrin im Rahmen des Festivals „Infektion“ an der Staatsoper Unter den Linden aufgeführt. Was ist das Konzept dieses Festivals?
Zeitgenössisches Musiktheater einem breiten, nicht spezialisierten Publikum zu präsentieren. Dabei wollen wir ein möglichst breites Spektrum der unterschiedlichen Konzepte und Komponisten zeigen.
Warum findet dieses Festival am Ende der Saison statt?
Das hatte planerische Gründe und gleichzeitig ist es in Berlin die Zeit, in der keine Neue-Musik-Festivals stattfinden.
Was planen Sie für „Infektion“ für die nächsten Jahre?
In der nächsten Spielzeit werden wir einen intensiven Blick auf die Kunstrichtung FLUXUS werfen, vor allem in Beziehung darauf, welchen Einfluss diese Kunstrichtung besonders auf das Musiktheater in unserer heutigen Zeit hat.
Sie werden bei Sciarrinos Macbeth selbst Regie führen. Warum haben Sie sich genau dieses Stück ausgesucht?
Ich verehre Sciarrinos Musik schon seit vielen Jahren. Macbeth ist eines der bedeutendsten Stücke von Shakespeare und Sciarrino konkurriert mit Verdi. Sein Macbeth interessiert mich mehr als Verdis.
Welches Verhältnis haben Sie zu Sciarrino?
Salvatore ist ein enger Freund und ich bewundere ihn als Künstler.
Alle fünf Aufführungen von Macbeth sind schon jetzt ausverkauft – nicht gerade selbstverständlich für zeitgenössische Oper. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Ja, das ist erstaunlich, aber es zeigt, dass das Publikum viel interessierter und offener ist, als man denkt.
Die Staatsoper Unter den Linden hat gerade das Programm der Saison 2014/2015 bekanntgegeben. Was sind die Höhepunkte der nächsten Monate? Auf was freuen Sie sich ganz besonders?
Die kontinuierliche Arbeit über die letzten Saisons mit denselben Regisseuren. Außerdem, dass ein großer Teil der Werke aus dem 20. Jahrhundert kommt und dass die meisten Aufführungen auch im Schiller Theater entstanden sind.