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Olga Neuwirth: Kompositionsauftrag von Wiener Staatsoper

Olga Neuwirth: Kompositionsauftrag von Wiener Staatsoper

Olga Neuwirth komponiert für die Wiener Staatsoper die Oper Orlando, basierend auf Virginia Woolfs gleichnamigem Roman. Das Libretto schreibt die franko-amerikanische Autorin und Dramatikerin Catherine Filloux. Orlando ist als durchkomponierte Oper in englischer Sprache für Solisten, größeres Orchester und Chor mit einer Dauer von 90 bis 100 Minuten (ohne Pause) geplant. Die Premiere ist für Dezember 2019 vorgesehen.

Der Roman Orlando war der erste große Erfolg Virginia Woolfs, der zu einem der wichtigsten Klassiker der modernen englischen Literatur avancierte. Thema ist die Verflechtung von Geschlechtsidentität, Liebe und künstlerischer Kreativität.


Neuwirthmeyer

„Von Kindheit an hat mich einfach alles interessiert. Von Kunst und Politik bis Wissenschaft und der Psychologie der Menschen. Leidenschaftlich gegenüber allem. Von den kleinen und den großen Dingen in der Welt lasse ich mich gleichermaßen inspirieren, eben von der wunderbaren Vielfalt des Lebens. Auch das sehe ich in Orlando widergespiegelt. Denn die Essenz der fiktiven Biografie Orlando ist die Liebe zum Seltsamen, Übernatürlichen, zur List, zur Kunstfertigkeit, Überhöhung und Übertreibung.

Auch geht es immer wieder um Erinnerung und eine kultivierte, höchst raffinierte Form von sexueller Anziehungskraft und gegen das Einzwängen in die Laufrichtung eines einzigen Geschlechts. Aber auch darum, sich nicht bevormunden und herablassend behandeln zu lassen, was einem als Frau immer wieder geschieht und geschehen wird. Virginia Woolf hinterfragte in Orlando die Rollen von Mann und Frau, die Stellung der Frau in der Gesellschaft und ihren Zugang zur Literatur. Aber in meinem Musiktheater wird es nicht um einen theoretischen Beweis, sondern Szene um Szene um verschiedene Möglichkeiten, eine nach der anderen – auch musikalisch – gehen.

Für mich sind Orlando und Musik sehr ähnlich: denn die Geschichte von Orlando durch die Jahrhunderte vermittelt, wie (klassische) Musik, auf der einen Seite bitter-süßen Schmerz jenseits von Worten und andererseits präzise Strukturen, Proportionen, Abstraktion und mathematisch-wissenschaftliches Denken und: Trost. Denn jedes Leben entsteht durch einen Prozess der Selbsterschaffung. Indem wir leben, erschaffen wir unsere eigene Welt. Wie in der Musik, wie mit und durch Orlando.“


Photos: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn