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Spotlight on: Alexander Zemlinsky

Spotlight on: Alexander Zemlinsky

„Zemlinsky kann warten", schrieb Schönberg im Jahre 1921, und der Komponist selbst tröstete seine Frau Louise mit dem Gedanken: „Meine Zeit kommt erst nach meinem Tode". In der Tat vergingen mehr als 30 Jahre, bis die Musikwelt vor allem im Zuge der Mahler-Renaissance Ende der 1970er Jahre, seine Werke allmählich wieder zu entdecken begann. Einen Durchbruch in dieser Hinsicht brachte 1980 die Uraufführung seiner Oper Der Traumgörge in Nürnberg – rund 80 Jahre nach ihrem Entstehen.

Mittlerweile hat das Bild Zemlinskys erheblich an Tiefe und Präzision dazugewonnen; nicht nur Musikwissenschaftler, sondern auch Interpreten und Publizisten haben Wesentliches dazu beigetragen, neue Erkenntnisse zu Leben und Werk ans Licht zu bringen. Zemlinskys Person bestand aus einer auf Selbstachtung beruhenden Bescheidenheit: „Alles was einem bestimmt ist, kommt zu einem. Ich habe nie einen Finger für mich gerührt", sagte er einmal – und er bedauerte, dass jedweder Wille zur Selbstreklame ihm fehlte. Dem Zuhörer allein blieb und bleibt es deshalb überlassen, Zugang zu seiner Kunst zu finden, sich von deren stark gefühlsbetontem musikalischen Duktus und vollkommenem Formsinn, von der reich verflochtenen Noch-Tonalität und kräftig-vehementen Farbenbildung überzeugen zu lassen, die von Adorno empfundene, seismographische Reaktionsfähigkeit all den Reizen gegenüber, von denen er sich überfluten lässt", mitzuempfinden.



Neben seinen zwei inzwischen recht häufig aufgeführten Einaktern nach Oscar Wilde bietet sein Musiktheater Herausforderung und Inhaltsreichtum zugleich, ob im ernsten Ton der Erstlingsoper Sarema oder in der entzückenden Märchenweit von Es war einmal,ob im farbenprächtigen Tiefsinn des Traumgörge oder dem König Kandaules, der Schilderung eines dem Eros und dem Theater bedingungslos gewidmeten Lebens. Auf seinen Opernpartituren haftet noch keine Patina der Vertrautheit, die Aufführungen setzen sowohl beim Interpreten als auch beim Publikum Entdeckungslust und -willen voraus. Man wird nicht enttäuscht.

Ricordi bereitet zur Zeit eine neue kritische Ausgabe der Oper Es war einmal in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Zemlinsky Fonds vor.

Ausgewählte Werke

Es war einmal (1897-99)
Märchenoper in 1 Prolog und 3 Aufzügen
von Maximilian Singer nach Holger Drachmanns gleichnamiger Komödie
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Der König Kandaules (1935-36)
Oper in drei Akten von A. Zemlinsky nach André Gide. Rekonstruktion und Vervollständigung der Instrumentierung von A. Beaumont
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Maiblumen blühten überall (ca. 1904)
Fassung für Sopran und Streichorchester
von Richard Dehmel
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Drei Ballettstücke (1901/1902)
Ballet
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Der Traumgörge (1904-06)
Oper in zwei Akten und einem Nachspiel
Überarbeitung: Antony Beaumont
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