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Fujikura: Flötenkonzert

Fujikura: Flötenkonzert

Dai Fujikura stellt sein Flötenkonzert vor, das am 11. Dezember 2015 vom Nagoya Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Martyn Brabbins mit Claire Chase als Solistin uraufgeführt wird.

„Dieses Flötenkonzert habe ich im Auftrag des Nagoya Philharmonic Orchestra und des St. Paul Chamber Orchestra für Claire Chase geschrieben. Das Werk liegt in zwei Versionen vor: einmal für Symphonieorchester (Mozart-Größe), einmal für Ensemble.

Als ich an dem Stück gearbeitet habe, wusste ich bereits, dass es einmal zwei unterschiedliche Fassungen geben wird. Deshalb habe ich mich ganz besonders mit dem Verhältnis des Soloinstruments zum großen Orchester und zum intimen Ensemble auseinandergesetzt. Mir war es dabei wichtig, dass sich die beiden Versionen stark voneinander unterscheiden, obwohl der Solopart dabei ja gleich bleibt.

Das Konzert besteht aus fünf Teilen, der Solist verwendet dabei insgesamt vier verschiedene Instrumente: eine C-, eine Piccolo-, eine Kontrabass- und eine Bassflöte. Der erste Teil des Werks stellt die Einleitung dar. Dort trägt die Flöte zerbrechliche, aber vielseitige Klänge in einem sehr begrenzten Tonumfang vor, während das Orchester (bzw. das Ensemble) dazu leichte Tremoli und Pizzicati spielt. Die Schlagzeuger benutzen verschiedene außergewöhnliche Instrumente wie Glockenspiele aus Muscheln und Instrumente, die man eher in einem Spielzeug- oder Andenkenladen finden würde – dadurch kommt ein spielerisches Element hinzu. Alle Musiker spielen sehr sanft, die Vibraphone (bei der Ensemble-Version das Klavier) treten im pianissimio dazu, wodurch ein Halleffekt erzeugt wird.



Der zweite Teil beginnt mit einer extrem lebendigen Tanzszene, bei der die C-Flöte verwendet wird. Der Orchesterpart ist sehr stachelig und akzentuiert. Es folgt ein Teil, bei dem der Solist während des Spiels Glissandi in die Flöte hineinsingt; die dazu vom Orchester vorgetragenen Akkorde verschmelzen damit. Als ich das mit Claire Chase über Skype ausprobiert habe, klang es sehr dynamisch. Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Flöte durch einen Ringmodulator gespielt wird.

Im Piccolo-Teil wollte ich etwas ganz anderes machen. Hier bewegt sich die Flöte ausschließlich im untersten Oktavbereich des Instruments, während der Orchesterpart in einem höheren Register angesiedelt ist. Sowohl Solist als auch Orchester spielen extrem leise.

In diesem Konzert gibt es eine richtige Kadenz. Das Besondere hier ist, dass diese von einer Kontrabass-Flöte vorgetragen wird.

Der letzte Teil ist wie ein Choral. Der Solist verwendet die Bassflöte, das Orchester spielt sanfte, lyrische, mikrotonale Texturen. Diese sind aus verzerrten Harmonien abgeleitet, die sowohl den Solo- als auch den Orchesterpart bestimmen. Die Harmonien sind so etwas wie der Geist des ganzen Konzerts.“
(Dai Fujikura)