Am 21. Mai 2016 spielte das BBC Symphony Orchestra unter Leitung von Sakari Oramo Joseph Phibbs‘ Orchesterwerk Partita im Barbican in London. Die Uraufführung stieß bei Publikum und Kritik auf Begeisterung.
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PRESSESTMMEN
The Sunday Times
29. May 2016
“Phibbs Kompositionsweise ist auf brillante Weise selbstsicher, seine Instrumentationskunst ist geschickt und sprüht vor Witz.“
BachTrack
23. Mai 2016
“Wenn Sie noch nie von Joseph Phibbs gehört haben, sollte sich das ändern… Die ersten vier der sechs Sätze gingen ohne Pause ineinander über und fesselten mit Humor und vielen Überraschungen die Aufmerksamkeit des Publikums.“
Classical Source
21. Mai 2016
“Der Kompositionsauftrag der BBC an Joseph Phibbs für das Werk Partita hat sich voll gelohnt. Phibbs feines Gespür für Farben und Stimmungen hat Musik mit großer Anziehungskraft hervorgebracht.“
The Guardian
22. Mai 2016
“In der Sarabande zeigt sich Phibbs von seiner markantesten Seite: die majestätische Tanzform aus vergangenen Zeiten verwandelt sich hier in eine Art Tango, dessen Charakter durch holzige Rhythmen im Schlagwerk betont wird. So entsteht ein bitterer Kabarett-Klang, der in seiner Unheimlichkeit an Benjamin erinnert.“
The Arts Desk
23. Mai 2016
“Phibbs größte Stärke ist seine Orchestrierung. Klare und kräftige Linien werden stets deutlich in den einzelnen Instrumentengruppen hervorgehoben. Zudem hat Phibbs ein gutes Gespür für Form und Tempo. Geschickt verbindet er die kurzen einzelnen Sätze zu einem großen Ganzen.“
WERKTEXT
von Joseph Phibbs
Die Gedankenstriche (–) hinter den Satzbezeichnungen weisen darauf hin, dass zwischen den einzelnen Sätzen keine Pause gemacht wird:
Prelude (‘Notturno’) –
Corrente –
Sarabande –
Ground
Vocalise –
Chorale
Partita orientiert sich an der traditionellen Barock-Suite, eine Gattung, für die viele Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts wie Purcell, Händel und J. S. Bach Werke geschrieben haben. Besonders die Partitas für Violine Solo und Klavier von Bach gehören zu den berühmtesten Kompositionen dieses Genres. Viele der kürzeren Werke, die im Allgemeinen mit der Suite-Form in Verbindung gebracht werden, sind in sich geschlossene Tänze. Meine Orchesterkomposition kann als zeitgenössische Auseinandersetzung mit der traditionellen Partita-Form betrachtet werden.
1. Prelude (Notturno)
Das Werk besteht aus sechs kurzen Sätzen, wobei die ersten vier ohne Pause aufeinander folgen. Der erste Satz Prelude (Notturno) ist geprägt durch ein „Erwachen“, eine schrittweise Entfaltung, des Orchesters. Am Anfang hören wir gedämpfte, sich langsam steigernde Streicher, bis ein Klarinetten-Solo hörbar wird, das später im Werk erneut erklingt. Nach und nach kommen die Bläser dazu, deren melodischen Figuren ineinander verwoben werden.
2. Corrente
Schließlich bremst das schnelle Corrente die Streicher aus. Dieser Satz ist charakterisiert durch schnelle, aufsteigende Läufe, welche zwischenzeitlich unterbrochen werden, um die kontrastreichen Episoden offenzulegen (schrille Bläser-Fanfaren an einer Stelle, ein langsames lamentoso des Englischhorns an einer anderen). Danach führt eine Reprise des Anfangs, diesmal in größerer Besetzung, zum ersten Höhepunkt des Stücks.
3. Sarabande
Die Sarabande orientiert sich dem traditionell langsamen und majestätischen Stil, klingt hier aber düsterer und rauer. Die charakteristische Betonung in der Mitte des Taktes wird nach und nach gewaltsam verschoben. Jetzt eröffnet das Klavier den nächsten Satz in den obersten Tonlagen.
4. Ground
Mit Ground endet die erste Hälfte des Werkes. Die Form wird durch ein repetitives Bass-Motiv bestimmt. Dieses Motiv wird immer mehr reduziert, bis nur zwei Noten übrig bleiben, über die massive Akkorde gelegt werden.
5. Vocalise
Vocalised klingt melodischer und unterscheidet sich in dieser Hinsicht von dem eher tänzerischen Stil der vorangegangenen Sätze. Nach einer Einleitung in den Trompeten und Streichern folgt ein lyrisches Thema in den Violinen. Dieses steigert sich bis zum zweiten Höhepunkt des Stücks, wenn eine Cello-Melodie in den höchsten Lagen des Instruments einsetzt.
6. Chorale
Der letzte Satz, Chorale, beinhaltet eine kontinuierlich aufsteigende Sequenz aus Clustern, die in den unterschiedlichen Instrumentengruppen hörbar wird. Das Werk schließt mit einem Lichtermeer.
Partita ist meinem Lehrer und Freund, dem amerikanischen Komponisten Steven Stucky (1949-2016), gewidmet.
Photo: Chris Lee, New York