News

Jan Dvořák: UA von Frankenstein

Jan Dvořák: UA von Frankenstein

200 Jahre nachdem die junge britische Schriftstellerin Mary Shelley 1818 mit Frankenstein oder Der moderne Prometheus das Science-Fiction-Genre zum Leben erweckte, adaptiert Jan Dvořák die Geschichte zu einem außergewöhnlichen Musiktheaterformat. Die von Film- und Opernregisseur Philipp Stölzl (»Der Medicus«, »Goethe!«) inszenierte Gothic-Opera wird am 20. Mai 2018 im Kampnagel K6 unter der Leitung von Johannes Harneit uraufgeführt.

Frankenstein (2017)
Eine Gothic Opera in 4 Akten
nach Mary Shelley
3puppet players – S.T.2Bar.BBar.Child – chr –
cl/bcl.2hn.pf/cel/toy pf.2perc.e-gtr.str.db
(classical and jazz, amplified) – foley artist
Dauer: 150'
UA: 20.05.2018, Hamburg

Werkinformationen als PDF herunterladen

Über das Werk

Ein Monster als Protagonist einer Oper? Die namenlose, geschundene Kreatur auf ihrem Weg zum Bösen steht im Mittelpunkt von Jan Dvořáks Frankenstein. Eng angelehnt an das Jahrhundertbuch von Mary Shelley verfolgt die Oper Schöpfer und Geschöpf auf ihrem Weg von Ingolstadt bis zum Polarkreis. Frankenstein ist eine Konversationsoper, ein romantisches Roadmovie und eine Betrachtung über die Unmöglichkeit, das Neue ungeschehen zu machen. Mary Shelleys Frankenstein war ein unglaublicher Wurf. Die 18-jährige Autorin brachte es in ihrem verschachtelten Erstlingsroman zustande, u. a. Wissenschaft, Fortschritt, Liebe, Familie, Justiz, Emanzipation und Atheismus zu behandeln. Sicherheitshalber veröffentlichte die Autorin anonym, niemand konnte sich seinerzeit vorstellen, dass eine junge Frau ein derartiges Werk verfasst haben könnte. Und in den meisten filmischen Bearbeitungen des Buches bleibt wenig mehr als eine tumbe Horrorgeschichte davon übrig.

Aus der Fülle der verschiedenen Handlungsstränge wählte Jan Dvořák in Zusammenarbeit mit dem Film und Opernregisseur Philipp Stölzl die Perspektive des Monsters aus. Dessen Entwicklungsgang von einem wehrlosen, riesenhaften Kleinkind zu einem liebenden Außenseiter und schließlich zu einem Mörder und intellektuell brillanten Gegner Frankensteins vollzieht das Libretto nach – und stellt implizit die Frage nach dem »Anderen« und dessen Ausschluss aus der Gesellschaft. Während die Menschen in dieser Oper meist singen, wird das Monster, das durch eine übermenschlich große Puppe dargestellt wird, von einer Schauspielerin aus dem Off gesprochen. Mit Freude am Sound eines B-Movies und großen schauspielerischen Freiheiten für die Sänger schreitet Jan Dvořák weiter auf seinem Weg zwischen Avantgarde und Abenteuer. Durch die Besetzung für Kammerorchester und ohne Chor eignet sich das Stück auch für kleinere Spielstätten, die die ganz großen Themen nicht scheuen.






Photo: Philipp Stölzl/Basel