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Zemlinskys "Der Traumgörge": UA der kritischen Edition

Alexander Zemlinskys Märchenoper Der Traumgörge wurde am 30. September 2020 an der Opéra national de Lorraine in Co-Produktion mit der Opéra de Dijon erstmalig in der kritischen Edition von von Antony Beaumont aufgeführt. Die polnische Dirigentin Marta Gardolińska leitete die von Laurent Delvert inszenierte Produktion, für die eigens eine reduzierte Fassung für Kammerorchester angefertigt wurde.

Der Traumgörge

Oper in 2 Akten mit Epilog Libretto von Leo Feld
5S.3T.2Bar.3B - Chr - 4.3.3.3 - 4.3.4.1 - timp.3perc - cel.2hp.git - str
Uraufführung: 11.09.1980, Nürnberg
Uraufführung der kritischen Edition in reduzierter Fassung: 30.09.20, Lorraine
Dauer: 111'

Der Traumgörge WP, Lorraine 2020
Premiere of Görge le rêveur at Opéra national de Lorraine

Aufführungen

30.09.-06.10.2020
Opéra national de Lorraine, Laurent Delvert
(Regie), Marta Gardolińska (musikalische Leitung)

16.10.-20.10.2020
Opéra de Dijon, Laurent Delvert
(Regie), Marta Gardolińska (musikalische Leitung)


Über das Werk

Am 14. Oktober 2021 jährt sich Zemlinskys Geburtstag zum 150. Mal. Gustav Mahler wollte als Leiter der Wiener Hofoper den Traumgörge dort nach dem großen Erfolg, den er 1900 mit dessen Oper Es war einmal … verbucht hatte, am 4. Oktober 1907 zur Uraufführung bringen. Kostüme und Bühnendekorationen waren in Vorbereitung, doch der antisemitischen Anfeindungen immer stärker ausgesetzte Gustav Mahler legte die Leitung des Hauses nieder. Sein Nachfolger Felix von Weingartner verfolgte andere Ziele als die seines Vorgängers. Auch Zemlinskys Vertrag als Dirigent der Hofoper wurde nicht verlängert. Zemlinsky war fester Bestandteil der damaligen Wiener Kunst-Szene und so kann man sicher sein, dass das Werk – zumindest in Wiener Musiker- und Komponistenkreisen – auch ohne Uraufführung bekannt war, immerhin hatte er auch von 1903 bis 1906 drei Jahre lang an der Komposition dieser Oper gearbeitet und das sicher nicht im Geheimen. Die Uraufführung fand schließlich über 70 Jahre später am 11. Oktober 1980 in Nürnberg statt. 

Traumgörge WP der kritischen Edition in Lorraine
Premiere of Görge le rêveur at Opéra national de Lorraine

Handlung

Der Müller will seine Tochter Grete mit ihrem Cousin Görge verheiraten, denn er will die Mühle behalten, die laut Erstgeburtsrecht Görge gehört. Doch Grete bleibt der weltentrückte Träumer und Bücherwurm Görge fremd. Als am Verlobungstag Hans vom Militärdienst heimkehrt, macht er Grete einen Antrag und verspottet seinen »Rivalen«. Mit dem Ruf »Lebendig müssen die Märchen werden« verlässt Görge die Verlobungsfeier, um in der Welt nach der Prinzessin seiner Träume zu suchen. Drei Jahre später lebt er mittellos und desillusioniert in einem anderen Dorf. Allein für die Ausgestoßenen der Gesellschaft empfindet er Sympathie, so auch für Gertraud, die als Hexe verschrien ist. Die Bauern, die einen Aufstand gegen die Obrigkeit planen, wollen den wortgewandten Görge zu ihrem Anführer machen und verlangen, dass er sich von den Geächteten abwendet. Um Görges Glück nicht im Weg zu stehen, will Gertraud sich das Leben nehmen. Görge aber verteidigt Gertraud gegen alle Angriffe und flieht mit ihr. Er kehrt in sein Heimatdorf zurück und übernimmt die Mühle. Görge erkennt, dass sein Traum sich erfüllt hat – in Gertraud hat er die Prinzessin gefunden, die ihm einst in seinen Visionen erschienen war.
Zwei Akte – zwei Welten: Das kleinbürgerliche Dorf-Idyll mit reifendem Korn und Sonnenschein des 1. Aktes steht gegen das Dorf des 2. Aktes, in dem als Ort der Sünde die Bewohner getrieben sind von Neid, Wollust, Hass und Geiz. Im Nachspiel dann die Versöhnung mit der Gesellschaft und die Anerkennung durch sie: Das Stück erscheint wie eine Allegorie der Sehnsucht, der Ausstoßung und der Integration des anderen in die Welt.
 




Zu den kritischen Editionen
Photos: © Jean-Louis Fernandez, Bart Barczyk