"Elf Streicher im subtilen Dialog mit dem Flügel" (Süddeutsche Zeitung)

Für das Münchner Kammerorchester und den Pianisten William Youn schrieb Younghi Pagh-Paan Die Blüte – Wurzelwerk. Ohne Dirigent, sondern unter der Leitung der Konzertmeisterin Yuki Kasai standen die „elf Streicher im subtilen Dialog mit dem Flügel“ (SZ). Mit dem Titel verweist die Komponistin auf die Wasserlilie, deren wunderschöne Blüte auf der Wasseroberfläche sichtbar, das dazugehörige Wurzelwerk aber verborgen bleibt – zwei Organismen, die nicht getrennt voneinander überleben können.

Über Die Blüte - Wurzelwerk

Seerosen und Lotosblumen wachsen nicht in klaren, sauberen Wasseranlagen, sondern in schlammigen und matschigen Seen und Gewässern. Unmittelbar über der Wasseroberfläche sehen wir die Seerosenblüte, sehr selten oder gar nicht sehen wir die tiefen Wurzelwerke, wie sie sich miteinander verzweigt haben.

Als ich jung war, sah ich mir anstelle der wunderschönen Seerosenblüte, viel mehr die wachsartigen Blätter der Seerosen an, die ausgestreckt auf der Wasseroberfläche lagen. In dem Moment dachte ich, ob sie wohl ihre Energie vom Wurzelwerk erlangen?

Zur wunderschönen Seerosenblüte schaute ich nur sehr kurz hinüber. Die Blüte war zu schön für mich. Als ob ich mich in einen Mann zufällig verliebe, dessen Augen ich nicht lange anschauen kann, weil ich ihm meine Gefühle nicht zeigen will. Meine Gedanken gingen also zum Wurzelwerk. Ich hatte mich selbst fast mit dem Wurzelwerk identifiziert: Es hat keine Gelegenheit, seine ganze Gestalt vor dem Sonnenschein zeigen zu dürfen. Das war sein Schicksal, wie auch viele Frauen in solch einer Situation leben mussten. So schaute ich immer nur ganz kurz die schöne Seerose an, verinnerlichte deren Schönheit und freute mich sehr: ach, sie ist ja noch da. Irgendwann werde ich einmal solch eine Blütengestalt erleben dürfen...
Vollständigen Werktext lesen

Pressezitate

"Auch in „Die Blüte – Wurzelwerk“ für Klavier und Streicher der 78-jährigen koreanischen Komponistin Pagh-Paan tauchten die Zuhörer freudig ein. Mit William Youn saß der Wunschsolist am Klavier und erfüllte die Vorstellungen seiner Landsfrau optimal. Nicht als Solist, sondern als Mitspieler agierte er zwischen der intensiv musizierenden kleinen Streichergruppe oft sehr filigran, mit feinsten Trillern. So erblühte das Klavier zwar über dem mit ihm eng verwobenen Streicher-Wurzelwerk. Ein Genuss."
"Die [Melodie] gab es bei Pagh-Paans Stück für elf Streicher im subtilen Dialog mit dem Flügel (sehr fein und hochsensibel: William Youn), der die „Blüte“ über den „Wurzeln“ der Streicher symbolisierte. Sie rankten auf vielfältigste Weise ein fein gesponnenes Netz and Linien um das Klavier."