News

Uraufführung von Sarah Nemtsovs OPHELIA

Uraufführung von Sarah Nemtsovs OPHELIA

Sarah Nemtsov (*1980) gehört längst zu den führenden Komponistinnen ihrer Generation. Sieben Jahre ist es her, dass ihre letzte Oper Sacrifice an der Oper Halle uraufgeführt wurde. Am 13. Mai feierte nun ihre neueste Opernkomposition OPHELIA, basierend auf dem Originallibretto von Mirko Bonné, Uraufführung am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken, das das Werk, gefördert von der Ernst von Siemens-Musikstiftung, in Auftrag gegeben hat. Szenisch und musikalisch umgesetzt wurde das in jeder Hinsicht komplexe und herausfordernde Werk durch Regisseurin Eva-Maria Höckmayr, Bühnenbildner Fabian Liszt und Kostümbildnerin Julia Rösler sowie Dirigent Stefan Neubert, Solisten, Opernchor und Staatsorchester. Ein Tipp für alle Opernintendant:innen: unbedingt nachspielen!






Über OPHELIA

In Shakespeares Schauspiel Hamlet wird die Figur Ophelia manipuliert, missbraucht, übergangen – und am Ende, als sie zu dichten und zu singen beginnt, wird sie für verrückt erklärt. Und mit dem Drama endet es nicht einmal, denn auch in der weiteren Rezeption des Stücks wird Ophelia benutzt: sie wird romantisiert, erotisiert, ist Objekt der Begierde und Projektionsfläche für allerlei Fantasien. Die Oper OPHELIA ist die Geschichte einer Selbstermächtigung, hier steigt Ophelia aus. Durch mehrere musikalische Bilder hindurch, in Begegnungen mit unversöhnlichen Geistern und einem fernen Schattenchor sucht Ophelia ihre Stimme. Sie befreit sich von den Toten, den Geistern, sogar den Lebenden und gewissermaßen von ihren eigenen Schatten, um sich selbst zu begegnen und ihre Zukunft selbst zu gestalten.

„Ich will Flügel, nicht bloß Lungen.“

Vollständigen Werktext lesen



Zur Veranstalterseite


Pressezitate

"Erzählt wird das Ganze mit einer monumentalen Musik, die die Gesänge und Orchesterklänge teilweise elektronisch aufnimmt, verändert, ergänzt und in den Raum überträgt. Sarah Nemtsov schreibt eine Musik mit großartigen Momenten – auch wenn man sich hier und da Kürzungen wünscht. Das schadet dem Gesamteindruck jedoch nicht. Scheinbar mühelos verweben sich moderne und mittelalterliche Klänge und spannen einen Bogen durch Raum und Zeit."
SR 2 Kulturradio, 14.05.2023

"Das Orchester unter perfekter Stabführung von Stefan Neubert zeigte sich der komplexen und vielschichtigen Partitur von Sara Nemtsov in allen Belangen bestens gewachsen und stellte wieder einmal die vielseitige Professionalität dieses Klangkörpers unter Beweis. Die Musik von Sarah Nemtsov ist ein idealer Begleiter der Bühnenhandlung mit ihren dunklen, aber auch gräuelhaft schrillen Szenen. Der Komponistin ist ein großer, musikalischer Wurf gelungen. Mit ihrer zeitgenössischen, atonalen, nicht melodiösen Komposition untermalt, verstärkt und akzentuiert sie das Geschehen auf der Bühne überzeugend. Das komplexe Sound Design von Matthias Erb fügt sich optimal in die Musikdarbietung ein."
OPUS, Kulturmagazin, o. A.

picture of OPHELIA world premiere
Uraufführung von OPHELIA

"Vielfältig und komplex ist Sarah Nemtsovs Klangsprache Stimmungsbilder und Emotionen gehen Hand in Hand mit einer Musik von größter atmosphärischer Dichte, die auch Naturgeräusche integriert. Unterschiedliche stilistische Einflüsse begegnen sich hier, ohne eklektizistisch zu wirken, und formen sich zu einer unverwechselbaren musikalischen Handschrift voll übersprudelnder Energie. Von innerer Bewegung vibrierende Flächen setzt Nemtsov gegeneinander, ein anderes Mal brechen sich wilde Orchesterwogen Bahn oder es zucken grelle Blitze und verfremdete Stilzitate auf. So ist die alte Königin Gertrude zum Beispiel ein zänkischer Koloratursopran, Hamlet ist eine Sprechrolle und Horatio, der neue Mann in Ophelias Leben, kein Tenor, sondern ein Bariton. Lyrische Momente des Innehaltens finden sich dagegen kaum in dieser albtraumhaften Klangwelt, aus der Ophelia sich ins Leben zurückkämpfen muss."
Die Deutsche Bühne, 14.05.2023

"Nemtsov und ihr Librettist Mirko Bonné zäumen Shakespeares Schauspiel von hinten auf, wobei sie die Alternative von Hamlets Frage nach Sein oder Nichtsein in einer dritten Möglichkeitsform aufheben: im Sein zwischen Leben und Tod. […] Überhaupt schien das Produktionsteam in Saarbrücken geradezu beflügelt von der Uraufführung. Das Staatsorchester unter der Leitung von Stefan Neubert konfrontiert das Publikum mit einer höchst anspruchsvollen Musik. Sie entwickelt sich aus einem dunklen Mahlstrom, der sich langsam differen-ziert, in hohen Spitzen ausschlägt, sich marschartig in Bewegung setzt oder sich martialisch zusammenballt. Metallische Gefechte wechseln mit sanften, mikrotonalen Klangbändern, dazu kommen im erweiterten Schlagzeugapparat Windmaschine, Regenstäbe und Peitschen, Akkordeon, E-Gitarre, Synthesizer und ein verfremdetes Cembalo."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2023

Partitur zu OPHELIA






 
 
Fotos: Martin Kaufhold