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Nemtsov, Sarah

Sarah Nemtsov (geb. Reuter 1980 in Oldenburg) studierte Komposition in Hannover und Berlin bei Nigel Osborne, Johannes Schöllhorn und Walter Zimmermann.

“Wildwuchernde Inspiration” – so beschrieb der Deutschlandfunk die Arbeitsweise Sarah Nemtsovs. Ihr Werkverzeichnis mit über 150 Kompositionen umfasst verschiedenste Gattungen. In ihrer eigenwilligen Musiksprache verbindet sie unterschiedliche Einflüsse, von Renaissance- und Barockmusik bis hin zu Jazz und Rock.

Die Intensität ihrer Musik entsteht dabei auch durch die Bezugnahme auf außermusikalische Inhalte. Dazu zählen politische und gesellschaftliche Fragestellungen ebenso wie zwischenmenschliche Konstellationen. Dies zeigt sich auch in der Auseinandersetzung mit anderen Künsten und speziell Literatur. Sarah Nemtsov bezieht sich in ihren Kompositionen auf Texte von Walter Benjamin, Paul Celan, Edmond Jabès, Emily Dickinson, Virginia Woolf, E. E. Cummings oder W. G. Sebald, die ihre Musik auf inhaltliche, sinnliche und konzeptuelle Weise inspirieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ihrer Musik ist das Ausloten der Grenze zwischen Konzert und Musiktheater. Gleichzeitigkeit, Schichtungen und chaotische Formen von Kammermusik beschäftigen sie u. a. in ihrem Briefe- oder Zimmer-Zyklus (2012-2014), sowie in ihren neuesten Kompositionen, in denen auch der Elektronik eine große Bedeutung zukommt. In mehreren Werken widmet sie sich politischen und sozialen Fragen (etwa mit ihrer Oper Sacrifice, Video-Kollaborationen RED oder Mountain & Maiden, sowie mit Projekten wie Roses for my funeral oder Mekomot).

Sarah Nemtsov erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u. a. 2012 den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie Nachwuchsförderung und 2013 den Busoni-Kompositionspreis der Akademie der Künste Berlin. 2016 gewann sie den Kompositionswettbewerb ricordilab von Ricordi Berlin, den Oldenburger Kompositionspreis für Zeitgenössische Musik erhielt sie im Jahr 2018. 2020 war sie beim Opus Klassik Preis als “Komponistin des Jahres” nominiert. 2021 wurde sie sowohl als Mitglied in die Sächsische Akademie der Künste aufgenommen, als auch in die Sektion Musik der Akademie der Künste Berlin. 2025 erhält sie den renommierten Heidelberger Künstlerinnenpreis.

Sarah Nemtsov arbeitet mit zahlreichen namhaften Ensembles, Orchestern und Musiker*innen zusammen, u.a. mit dem WDR Sinfonieorchester, hr-Sinfonieorchester, dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin, RSO Wien, Tonhalle-Orchester Zürich, Konzerthausorchester Berlin, Münchener Kammerorchester, Basel Sinfonietta, sowie mit dem Finnish Baroque Orchestra, mit dem Ensemble Musikfabrik, Klangforum Wien, Ensemble Mosaik, dem Arditti Quartet, Quatuor Diotima, den Neuen Vocalsolisten Stuttgart, Ensemble Modern, Ensemble intercontemporain, Solistenstenensemble Kaleidoskop, ensemble recherche, Ensemblekollektiv Berlin, Meitar Ensemble, Ensemble Nikel, Decoder Ensemble, PHACE, The Black Page Orchestra, Boulanger Trio u.v.m. Mit dem Ensemble Adapter verbindet sie eine besondere, langjährige und intensive Zusammenarbeit. Nemtsovs Musik wurde von Dirigent*innen wie Joana Mallwitz, Peter Rundel, Baldur Brönnimann, Michael Wendeberg, Bas Wiegers, Jonathan Stockhammer, Johannes Kalitzke, Emilio Pomárico, Titus Engel, Evan Christ, Manuel Nawri oder Ilan Volkov interpretiert.

Sarah Nemtsovs Kammeroper Herzland wurde 2006 in Hannover uraufgeführt und 2009 in einer Neuinstrumentierung in München vom Orchester Jakobsplatz präsentiert. Ihre Oper Sacrifice (2016) hatte im März 2017 am Theater Halle Premiere und erhielt große Resonanz: „Klang wird Raum wird Zeit wird Wirklichkeit“ schrieb DIE ZEIT, einen „bewegenden Opernabend” nannte es die Süddeutsche Zeitung, „Musiktheatererlebnis der Extraklasse” Die Deutsche Bühne. 2022 fand im Rahmen der Ruhrtriennale ihr Zyklus HAUS inszeniert Einzug in die Turbinenhalle Dortmund – „Ein von der Kette gelassener Klangrausch, der Assoziationsräume öffnet“ (so die nmz). Im Mai 2023 feierte am Saarländischen Staatstheater ihre neueste Oper OPHELIA (2020-2022), zu einem Libretto von Mirko Bonné, Premiere – „ein erschütterndes, ideen-und allusionsreiches Musiktheater der totalen Grenzüberschreitung“ (Opernwelt). Derzeit arbeitet Sarah Nemtsov u.a. an einer weiteren Oper – WE (nach Jewgeni Samjatin) – die Uraufführung ist für 2026 an der Oper Dortmund geplant.

Einspielungen und Portrait-Alben erschienen in der Reihe Edition Zeitgenössische Musik des Deutschen Musikrats, bei Wergo, Genuin records, Rondeau, Hänssler Classic und FIBO records. Weitere CDs sind in Vorbereitung.

Seit 2022 ist Sarah Nemtsov Professorin für Komposition an der Universität Mozarteum Salzburg. Sie lebt in Berlin.

Stand: Juni 2024

www.sarah-nemtsov.de
Photo: Rut Sigurdardóttir