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Acht Brücken präsentiert Newski, Stäbler & Haas

Acht Brücken präsentiert Newski, Stäbler & Haas

Das Kölner Musikfestival Acht Brücken, Associated Partner von Ricordilab, präsentierte im Jahr 2019 wieder zahlreiche Ur- und Erstaufführungen, so auch neue Werke von Sergej Newski, Gerhard Stäbler und Georg Friedrich Haas.

Die neunte Ausgabe des Festivals fand vom 30. April bis zum 11. Mai statt und zelebrierte die zeitgenössische Musikkultur diesmal unter dem Motto „GroßstadtPolyphonie“. Dem Titel folgend, fanden viele Veranstaltungen nicht nur in den klassischen Konzertsälen statt, sondern auch in Skater-Hallen, U-Bahnhöfen, Docks oder einer Lagerstätte für mobile Hochwasserschutzelemente. Acht Brücken gab außerdem wieder zahlreiche Orchester- und Kammermusikwerke in Auftrag, darunter Newskis 18 Episodes for Orchestra, Stäblers Den Müllfahrern von San Francisco und Haas’ Werke im Schatten der Harfen und equinox

Sergej Newski: 18 Episodes for Orchestra (2019)

für Orchester und Zuspiel
3.3.3.2 - 4.3.3.1 - 4perc - pf.elec - 14.14.12.10.8
Auftragswerk von Acht Brücken | Musik für Köln, gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung
Dauer: 15'
UA: 05.05.2019, Köln

Die Uraufführung von Newskis „klangsinnlinchen“ (nmz) 18 Episodes for Orchestra präsentierte Teodor Currentzis mit seinem SWR Symphonieorchester. Die Form des Werkes ist „wie eine Episodenstruktur, wie eine TV-Serie gestaltet“, sagt der Komponist. Ganz im Zeichen des Festivalmottos beinhaltet das Werk zudem zwei Zuspielungen mit „eher zufällig ausgewählten Stadtklängen“, die jedoch aus der Stadt stammen müssen, in der das Konzert stattfindet. Wie Newski erklärt, steht die Musik in diesem Moment „plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt, sondern muss sich gegen das Chaos der Stadtgeräusche durchsetzen und bekommt dabei etwas Nebensächliches, sie wird zur Straßenmusik“.



Pressezitate

Klug strukturierte er [Teodor Currentzis] die Uraufführung von 18 Episodes for Orchestra von Sergej Newski, in der dem Piano (Solist: Christoph Grund) eine führende Rolle zukommt. In die atmosphärisch kreisende Musik werden Großstadtklänge per Einspielung integriert, das Orchester mischt seine Instrumente zuletzt mit mehreren quäkenden Kazoos, kleinen Spielzeuginstrumenten. Der anwesende Komponist bedankte sich sichtlich ergriffen. 
Kölnische Rundschau, 04.05.2019

Dann folgt die Uraufführung von 18 Episodes für Orchester von Sergej Newski, der auch selbst anwesend ist, ein Auftragswerk von Acht Brücken. Sphärische Klänge, Zirpen, Zupfen, Donnerhall – und bei diesem Stück sieht man erstmals, WIE Currentzis dirigiert: mit dem Einsatz seines ganzen Körpers – er wippt und tanzt, grinst und pustet, er sägt und rudert. Auch für dieses Werk gibt es großen Applaus – für Currentzis, Komponist Newski und das Orchester. 
express.de, 07.05.2019


Bereits 2006 führte Currentzis das Stück Blick aus der Entfernung von Sergej Newski bei dem 1. Festival Territoryfest in Moskau auf und hat so den in den frühen 90ern aus Russland weggegangenen Komponisten zurück in den heimischen Musikkontext gebracht. 13 Jahre später wurden 18 Episodes for Orchestra zur ersten Premiere von Currentzis in seinem Amt als  Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters. Das Stück ist in seiner Form durchweg kinematographisch gestaltet, voll spannender Plastizität und einem deutlich suggerierten Erlebnis von Zerbrechlichkeit, Unzuverlässigkeit und Vergänglichkeit unserer Welt. In dem Moment des leisen Höhepunkts des Stücks wird instrumentales Gewebe von dem Einbruch der Stadtgeräusche überlagert, so als würden die Wände des Konzertsaals aufhören zu existieren. Newski spielt mit den akustischen Close-Ups, mit dem kontinuierlichen Wechsel der Hörperspektive und erreicht so den Effekt der Mehrdimensionalität des akustischen Raums – als würde man das Relief des Orchesterklangs nicht nur akustisch wahrnehmen, sondern auch berühren können.
Vedomosti, 16.5.2019

Partitur von 18 Episodes for Orchestra








Gerhard Stäbler: Den Müllfahrern von San Francisco (1990/2018)

Ein Akronym aus akustischen Errinerungen an eine Reise
3(picc).3.3.3 - 2.3.2.1 - timp.3perc - pf - 12.12.10.8.8
Kompositionsauftrag des Westdeutschen Rundfunks
Dauer: 13'
UA: 04.05.2019, Köln

Die neue Orchesterfassung von Stäblers ursprünglich zwischen 1989 und 1990 entstandenem Werk Den Müllfahrern von San Francisco kam bei Acht Brücken mit dem WDR Symphonieorchester unter Brad Lubman zur Uraufführung. „Das Stück imaginierte in der Kölner Philharmonie durchaus eine Art Arbeiteraufstand durch seine impulsiven rhythmischen und vokalen Signalwirkungen, durchmischt mit Worten des Beatpoeten Alan Ginsberg“, resümierte die nmz. 

Sehen Sie sich den Mitschnitt der Uraufführung ab Timecode 1:39:00 an:



Partitur von Den Müllfahrern von San Francisco








Georg Friedrich Haas: im Schatten der Harfen (2018)

für Ensemble
hn.tpt.trb.2perc.1hp(2 instruments).vl1.vl2.vla.2vc.db (with C extension)
Commisioned by Casa da Música Porto, ACHT Brücken and oenm
Dauer: 15'
UA: 06.11.2018, Porto

Georg Friedrich Haas: equinox (2018)

für Klarinette, Violoncello und Klavier
Kompositionsauftrag der KölnMusik
Dauer: 20'
UA: 02.05.2019, Köln

Picture of Klangforum Wien performing im Schatten der Harfen by Georg Friedrich Haas
German premiere with Klangforum Wien of Im Schatten der Harfen, 2019

Georg Friedrich Haas stand mit gleich zwei Premieren auf dem Kölner Programm: mit dem Ensemblewerk im Schatten der Harfen, in der deutschen Erstaufführung durch das Klangforum Wien unter Leitung von Sylvain Cambreling, und seinem Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier, equinox, das die Klangforum-Mitglieder Bernhard Zachhuber, Benedikt Leitner, und Florian Müller zur Uraufführung brachten. Zwei Wochen später fand in Wien übrigens die österreichische Premiere von im Schatten der Harfen statt, in einem Konzert des œnm unter der Leitung von Johannes Kalitzke. Doch das ist noch nicht alles: Wie die Basel Sinfonietta vor kurzem bekannt gegeben hat, dürfen wir uns im nächsten Jahr auf ein neues Orchesterwerk von Georg Friedrich Haas freuen, das der Basler Klangkörper gemeinsam mit Acht Brücken in Auftrag gegeben hat. Die Uraufführung am 8. Mai 2020 leitet Chefdirigent Baldur Brönnimann.
 

Pressezitate

[Zu equinox]: Die überbordende Akustik im Kirchenschiff mischte die Klänge besonders wirkungsvoll im Triostück equinox von Haas, Klavier und Cello mit wilden Arpeggi, die Klarinette mit zirkular-beatmeten Liegetönen – ein sadistischer Anschlag auf einen Bläser. 
Kölnische Rundschau, 04.05.2019

[Zu im Schatten der Harfen]: Arpeggien zweier unterschiedlich gestimmter Harfen – beide über Kreuz gespielt von Virginie Tarrête – schwingen im vielfarbigen Ensemble als wahlweise raue oder strahlend leuchtende Spektralakkorde weiter: atmosphärischer Wohllaut pur.
Kölner Stadtanzeiger, 03.05.2019

Aufführungen von im Schatten der Harfen

18.05.2019
œnm . österreichisches ensemble für neue musik, Johannes Kalitzke (cond.), Salzburg (EA)

01.05.2019
Klangforum Wien, Sylvain Cambreling (cond.), Köln (EA)

06.11.2018
Remix Ensemble, Peter Rundel (cond.), Porto (UA)

Partitur von im Schatten der Harfen






Photos: Jörg Hejkal