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Uraufführung von Eggerts Die letzte Verschwörung

Uraufführung von Eggerts Die letzte Verschwörung

Moritz Eggert ist ein deutscher Komponist, der sich in allen Genres zu Hause fühlt. Als Autor kultur- und gesellschaftspolitischer Beiträge und als Präsident des Deutschen Komponistenverbandes setzt er sich offensiv und oft auch provokativ mit Fragen zum zeitgenössischen Musiktheater auseinander und steht für die Interessen lebender Komponist:innen ein. Seine aktuelle „Mythos-Operette“ Die letzte Verschwörung widmet sich dem Thema der Verschwörungstheorien, die zwar nicht erst seit Corona aktuell sind, in den letzten Jahren aber eine neue Dynamik entwickelt haben: „Das, was früher am Stammtisch oder nur in kleinen Kreisen geglaubt wurde, erlebt nun eine irrsinnige Verbreitung. Je bizarrer die Thesen, desto größer ihre Verbreitung. Außerdem setzen Regierungen wie die Putins […] das inzwischen viel bewusster und perfider als Propaganda-Methode ein, als es je möglich war“, so der Komponist.

Als Auftragswerk der Volksoper Wien und unterstützt durch die Ernst von Siemens-Musikstiftung feierte das Stück in der Regie der Intendantin Lotte de Beer und unter der musikalischen Leitung von Steven Sloane seine fulminante Uraufführung.





Über Die letzte Verschwörung

Mit Beginn der Pandemie 2020 erlebte die Welt eine nie zuvor dagewesene Renaissance von Verschwörungsmythen. Spätestens seit der Erstürmung des Kapitols in Washington im Januar 2021 wurde klar, dass diese verzerrte Wahrnehmung der Welt auch zu Gewalt und Umsturz führen kann, sobald sie in der Mitte der Gesellschaft ankommt.

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Uraufführung von Die letzte Verschwörung

Mich fasziniert das Thema seit langem, da diese Verschwörungsmythen oft dadaistisch oder surreal sind und so nicht funktionieren könnten. Welchen Sinn hätte zum Beispiel eine Verschwörung, die der Menschheit – unter unvorstellbarem Aufwand – seit tausenden Jahren vorgaukeln will, dass die Erde eine Kugel ist?
Verschwörungsmythen sind also neue Märchen und Volkserzählungen, fast wie bei den Gebrüdern Grimm, nur wesentlich bizarrer und gefährlicher. Der „böse Wolf“ hat viele Gestalten: als „Weltverschwörung“ oder „Great Reset“. Anscheinend gibt es Menschen, die diese simplen Konstrukte brauchen, weil die Wirklichkeit sie überfordert.

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Uraufführung von Die letzte Verschwörung

Pressezitate

"Freilich könnte er aus dem großen Ensemble nicht derart viel herauslocken, wenn ihm Eggert nicht eine Partitur aufs Pult gelegt hätte, die große musikalische Artenvielfalt mit bemerkenswertem Feeling für Dosierungen und Timing verbindet. […]. Vielleicht ist es das größte Verdienst dieses Operetten-Gesamtkunstwerks, dass es nicht zum Lehrstück inkliniert, sondern einer bereits so oft abgewunkenen Gattung zumindest zu einer spannenden Nachspielzeit verhilft."
Die Deutsche Bühne, 26.03.2023

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Uraufführung von Die letzte Verschwörung


"Wenn in Wien der Begriff „Operette“ fällt, noch dazu an der viele Jahre lang recht verschnarchten Volksoper, dann wirkt die Mischung aus durchgedrehten Walzern, schmissigen, aber nie kitschigen Musicalnummern, munteren Verwurstungen der E- und U-Musikgeschichte sowie ganz viel lautstarkem Orchesterzunder für manche sicher wie ein Faustschlag. Gut so! […] Psychologisch ist das alles nicht, auch nicht wirklich gesellschaftskritisch, dafür ziemlich unterhaltsam und dank der stupenden Bühnentechnik ein – echtes – Spektakel! In rasender Geschwindigkeit wechseln Szenen und Szenerien, fürs Bühnenbild von Christof Hetzer und die Kostüme Jorine van Beeks gab es offenkundig weder inhaltliche noch finanzielle Grenzen. Auch musikalisch wird aufgetrumpft, Dirigent Steven Sloane bringt die mit starkem Traubenzucker (und vielleicht noch anderen Substanzen) gefütterte Partitur zum Funkeln und Sprühen."
BR Klassik, 26.03.2023


"Eklektisch, aber effektvoll auch die Musik: Schräge Elemente, die das Dramatisch-Gruselige verdichten, sind ebenso elegant eingewoben wie kleine Schlager oder unheimliche Chöre. Es ist ein bunter Mix, der einen Stil immer dem intendierten Ausdruck anpasst. […] Gut das Orchester unter Steven Sloane. Das klang alles sehr kultiviert (wie auch die Erzählstimme aus dem Off, die Eggert gehörte), ohne die Buntheit der Stile zu nivellieren. Viel Applaus. Wenige Buhs, die vielleicht von Anhängern der Hohlwelttheorie stammten. Diese Weltsicht wurde im Stück ignoriert."
Der Standard, 27.03.2023


"Am Musikgeschichtsbüffet macht Eggert nicht den Fehler, ständig alles und von allem zu viel auf den Teller zu türmen. Er hält die klingende Speisenfolge leicht und bekömmlich, punktet nicht zuletzt mit Tempo und auch Regisseurin Lotte de Beer hinkt beim Servieren niemals hinterher auf Christof Hetzers wandlungsfähiger Drehbühne. Mit Appetit langt Eggert zu bei Filmmusikstrategien zur Spannungserzeugung, er leidet weder an Tonalitätsunverträglichkeitnoch Dissonanzallergie. […] Unter Steven Sloane haben Orchester, Chor und Ballett merklich Spaß an dem flotten Schwipslaunen-Allerlei, das sich noch in ein UFO, ein Virtual-Reality-Game und zuletzt gar auf die Bühne der Volksoper hinauf (oder hinunter?) schwurbelt. Dabei klingt die Partitur homogener, als diese Beschreibung suggerieren mag. Aber: Operette ist das keine, jedenfalls nicht musikalisch. Auf ein ironisches Spiel mit den Topoi der Gattung wird verzichtet zugunsten einer mehrheitlich in gut verständlichem Parlando durchkomponierten, zeitgenössischen Oper, die sich zur Unterhaltung a la Hollywood bekennt."
Die Presse, 27.03.2023


"Moritz Eggert ist […] ein packendes Science-Fiction-Musiktheater mit Endzeitfantasien und zart eingesprenkeltem, gesellschaftskritischem Humor gelungen."
Oberösterreichische Nachrichten, 27.03.2023




 
Fotos: Barbara Pálffy