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Dinescu, Violeta

Violeta Dinescu wurde 1953 in Bukarest geboren. Nach dem Abitur an einem Bukarester Gymnasium mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt begann sie 1972 ein Musikstudium am Konservatorium „Ciprian Porumbescu“ (heute: Nationale Musikuniversität Bukarest). Vielen ihrer ehemaligen Lehrer blieb sie eng verbunden. Mit der Musikethnologin Emilia Comișel betrieb sie gemeinsam Feldforschung im extrem vielfältigen Folklore-Repertoire Rumäniens. Die traditionelle Musik ihres Heimatlandes ist für sie bis heute, ebenso wie die byzantinisch-orthodoxe Kirchenmusik, eine maßgebliche Quelle der Inspiration.

Violeta Dinescu beendete ihre Ausbildung 1976 mit drei Diplomen (Prädikat: mit Auszeichnung) in Komposition, Klavier und Pädagogik. Anschließend studierte sie, ermöglicht durch das „Förderprogramm George Enescu“, ein Jahr in Bukarest Komposition bei Myriam Marbe, die zu ihrer wichtigsten Lehrerin wurde. Von 1978 bis 1982 unterrichtete sie selbst Musiktheorie, Musikästhetik, Kontrapunkt, Harmonielehre und Klavier an der Musikschule „George Enescu“ in Bukarest. 1980 wurde sie Mitglied des rumänischen Komponistenverbandes. Konzerte, Preise und Rundfunkaufnahmen rückten sie zunehmend ins Licht der Öffentlichkeit. Zudem publizierte Violeta Dinescu journalistische und wissenschaftliche Beiträge.

Sie beteiligte sich auf Anraten von Myriam Marbe auch an internationalen Kompositionswettbewerben und gewann auf Anhieb einen Preis in Mannheim. Als sie zur Preisverleihung in Deutschland weilte, erhielt sie ein dreimonatiges Stipendium, wofür sie die Verlängerung ihres Visums beantragte. Die rumänische Botschaft lehnte ab, dennoch nahm Violeta Dinescu das Stipendium an, und danach hatte sie Angst, nach Rumänien zurückzukehren. So weitete sich ihr Kurzbesuch zum ständigen Aufenthalt in Deutschland aus, wo sie seit 1982 lebt und rasch Fuß fasste. Sie studierte Musikwissenschaft bei Ludwig Finscher und unterrichtete an der Hochschule für Evangelische Musik in Heidelberg, an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt und an der Fachakademie für Evangelische Kirchenmusik Bayreuth. Aufführungen ihrer Werke, Rundfunksendungen, Vorträge, Workshops, Kurse an Institutionen im In- und Ausland – auch an verschiedenen Universitäten in den USA – sowie Kompositionsaufträge zeugten von wachsender Anerkennung.

1996 wurde Violeta Dinescu als Professorin für Angewandte Komposition an die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg berufen. Dort initiierte sie eine Internationale Komponisten-Colloquienreihe, die bis heute existiert und inzwischen in die Lehre integriert ist. Ebenfalls 1996 begründete sie ein Archiv für osteuropäische Musik mit dem Schwerpunkt Rumänien. Seit 2006 hat sie die Symposienreihe Zwischen Zeiten, die jährlich in Kooperation mit HWK-Delmenhorst stattfindet. Ihre Kontakte dorthin waren nie abgerissen; seit Jahrzehnten verbindet sie auch eine intensive Zusammenarbeit mit dem renommierten rumänischen Trio Contraste.

Für ihre Kompositionen wurden ihr etliche internationale Auszeichnungen verliehen, so der Grand Prize for Composition Utah, der Carl-Maria-von-Weber-Preis Leipzig, der Baldreit-Preis Baden-Baden und der NYU Prize for Composition New York. Außerdem erhielt sie diverse Stipendien. Violeta Dinescus Werkverzeichnis umfasst Musik verschiedenster Gattungen und Besetzungen, veröffentlicht auf zahlreichen CDs. In vielen Kommissionen und Jurys ist sie als Gutachterin tätig. 2017 wurde sie als Mitglied in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen.